Drehkreuz der Geldwäscher

von Redaktion

Hauptbahnhof: Kuriere mit 200 000 Euro erwischt

Buntes Geld, dunkle Geschäfte: 168 000 Euro fanden Polizisten bei einem Kurier am Hauptbahnhof. © yannick thedens, ZGV

Ein Bundespolizist in der Gleishalle des Hauptbahnhofs. Den nutzen Verbrecher gern für illegale Geld-Geschäfte.

Dieses Handgepäck hatte es in sich: Die Polizei hat zwei Männer mit fast 200 000 Euro am Hauptbahnhof erwischt. Sie spazierten mit ihren Taschen voller Bargeld durch die Gleishalle – im Auftrag skrupelloser Geldwäscher. Jetzt gehört das Geld dem deutschen Staat.

Der erste Mann wurde laut der Zentralstelle Geldwäschebekämpfung und Vermögensabschöpfung Bayern (ZGV) bereits im Frühjahr 2023 erwischt. Der 23-Jährige aus Österreich wurde um ein Uhr morgens von Zivilpolizisten angehalten – eine Kontrolle, die sich lohnte: In seiner Reisetasche fanden die Beamten insgesamt 168 000 Euro in 20-, 50- und 100-Euro-Scheinen.

Das Problem: Der Mann konnte nicht erklären, woher er das Geld hatte. Oberstaatsanwältin und ZGV-Chefin Hildegard Bäumler-Hösl: „Zunächst gab er an, das mitgeführte Geld, dessen Höhe er nicht wusste, stamme aus Autoverkäufen in Ingolstadt. Dann behauptete er, es stamme aus dem Verkauf von drei Kilo Gold.“ Belege für den angeblichen Gold-Verkauf hatte er aber nicht.

Nach der Kontrolle untersuchten die Fahnder sein Auto – das Reserverad lag laut Bäumler-Hösl lose im Wagen herum. „In dem für das Reserverad vorgesehenen Bereich befand sich nichts mehr, sodass davon auszugehen war, dass dieser Raum als Schmuggelversteck benutzt wurde.“ In seinem Pass fanden die Beamten außerdem mehrere Stempel. Aus denen war laut Bäumler-Hösl „ersichtlich, dass er allein zwischen Oktober 2022 und Februar 2023 mindestens acht Mal über Bulgarien in die Türkei einreiste, die Aufenthaltsdauer in der Türkei betrug maximal drei Tage“.

Alles sehr verdächtig. Oberstaatsanwältin Bäumler-Hösl: „All diese Umstände ließen nur den Schluss zu, dass das Geld aus unbekannten Straftaten stammt, weswegen ein Ermittlungsverfahren wegen Geldwäsche eingeleitet wurde.“ Die 168 000 Euro wurden als „Vermögen unklarer Herkunft“ eingezogen. Das Amtsgericht München gab erst in diesem Jahr dem Einziehungsantrag der ZGV statt. Bäumler-Hösl: „Die Entscheidung ist mittlerweile rechtskräftig, das Geld wurde der Staatskasse zugeführt.“

Am 7. Juni 2024 schnappten zwei Polizeibeamte der Fahndungs- und Kontrollgruppe einen zweiten Geldkurier: Der 28-Jährige wurde gegen 18.45 Uhr in der Gleishalle kontrolliert – er war gerade mit dem Zug aus Hamburg gekommen. Der Mann lief davon in Richtung Bayerstraße. Und hielt erst an, als die Beamten ihn am Arm packten. Auf der Inspektion fanden die Fahnder eine Papiertüte mit 25 960 Euro und weitere 5500 Euro in einer Plastiktüte. Im Geldbeutel hatte er eine Probe-Bahncard100 und zwei Tickets im Wert von 2700 Euro. Bei der Vernehmung wollte der Mann laut Bäumler-Hösl nicht sagen, wer ihn beauftragt hatte – er habe nur das Geld genommen. Wohin er die rund 30 000 Euro bringen sollte, wollte er ebenso wenig verraten – und fing stattdessen an zu weinen. Auch dieses Geld fließt in die Staatskasse.

Der Hauptbahnhof München fungiert hier als Drehkreuz der Geldwäscher. ZGV-Chefin Bäumler-Hösl erklärt: „Deutschland gilt immer noch als Geldwäscheparadies. Dabei spielt der Transfer von Bargeld eine wichtige Rolle. Dies ist bei einem Transport auf dem Landweg leicht zu handhaben. Und es hinterlässt im Gegensatz zur Nutzung von Bankkonten oder Kryptowerten keine verfolgbaren Spuren. Das Risiko, dass das Geld bei Kontrollen entdeckt und eingezogen wird, nehmen die international tätigen Hintermänner bewusst in Kauf.“ Den Hinterleuten droht meist keine Strafe, schließlich werden in den meisten Fällen nur die Kuriere erwischt – wie diese zwei Männer vom Hauptbahnhof.THOMAS GAUTIER

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