Fotoladen-Inhaber Erhan Tezel ist gewappnet.
Bald Pflicht: das neue biometrische Passbild.
Das neue Terminal mit PointID-System zur Beantragung von Ausweisdokumenten mit digitalen Passbildern. © Woitas/dpa
Beim Passbildservice im dm an der Fürstenrieder Straße: Omar gibt sich Mühe, ernst zu schauen. Er muss zum Konsulat und braucht dafür neue Passbilder. © Oliver Bodmer (3)
Papier hat ausgedient – bei Passfotos. Wer einen neuen Ausweis oder Reisepass beantragt, muss auch in München seit Anfang Mai ein digitales Passbild vorlegen. Die neue gesetzliche Regelung soll deutschlandweit gelten und Manipulationen verhindern, heißt es aus dem Bundesinnenministerium. Die Fotos können entweder für etwa sechs Euro direkt vor Ort in den Bürgerbüros aufgenommen oder von einem zertifizierten Fotostudio in eine verschlüsselte Cloud hochgeladen werden. Auch Drogeriemärkte wie dm bieten den Dienst für knapp sechs Euro an.
Der dm-Gebietsverantwortliche in München, Alexander Grunwald, hat seit dem Start des digitalen Passbildservices überwiegend positive Erfahrungen gemacht: „Die neue Technik und die optimierten Abläufe ermöglichen es uns, den Kunden sowohl den Data-Matrix-Code bereitzustellen als auch Passbilder in Papierform.“ Allerdings wüssten viele Kunden noch nicht über die neuen Anforderungen Bescheid.
Beim dm an der Fürstenrieder Straße in Laim herrscht an diesem Morgen Hochbetrieb. Ein junger Mann namens Omar muss zum Konsulat, um einen neuen Pass zu beantragen. Eine dm-Mitarbeiterin platziert ihn in passender Höhe auf dem Stuhl und macht drei Fotos. Omar muss sich anstrengen, ernst zu schauen, aber dann klappt es, und auf dem Bildschirm erscheint ein grüner Pfeil. Das Zeichen, dass die Bilder den biometrischen Anforderungen der Behörden genügen. Wobei die Ämter verschieden streng sind – bei der Führerscheinstelle sind die Anforderungen nicht so hoch wie beim Kreisverwaltungsreferat (KVR).
„Anschließend findet ein Zertifizierungsprozess statt, dass das Bild von uns ist. Dann wird es in die Cloud hochgeladen. Der Kunde bekommt einen QR-Code, damit kann er zum KVR gehen,“ sagt Filialleiterin Belinda Kirsch. Das Ganze dauert nur wenige Minuten, dann ist Omar fertig. „Der dm liegt auf meinem Weg, und er ist relativ günstig.“ Am nächsten Tag hat er den Termin am Konsulat und bekommt auch dort grünes Licht für sein digitales Passbild.
Daniela Pohl, Redakteurin unserer Zeitung und Mutter, hatte schon ihre Probleme mit dem neuen System: „Mein Sohn brauchte einen neuen Ausweis. Deshalb haben wir beim dm ein digitales Passbild machen lassen. Der Automat zeigte ein grünes Häkchen an. Doch als wir dann beim KVR den Pass machen lassen wollten, hieß es, da sei im Hintergrund ein Schatten zu sehen, das Bild ginge nicht.“ Daniela Pohl musste ein zweites Mal los, diesmal klappte es. Alexander Grunwald hat bisher aber wenig Kritik vernommen: „Die Anzahl der Beanstandungen ist sehr gering.“
Erhan Tezel ist da ein wenig skeptisch. Er betreibt ein paar Häuser weiter seit 40 Jahren seinen Fotoladen und macht auch digitale biometrische Passbilder. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Passbilder bei Farbigen oft zu dunkel werden.“
Das Kreisverwaltungsreferat schreibt uns, „dass die große Mehrheit der Kunden gut über die neuen Regeln informiert ist. Viele Fotostudios geben ihrer Kundschaft in der aktuellen Übergangsphase sowohl einen Abrufcode als auch Papierfotos mit.“ Noch bis zum 31. Juli gilt eine Übergangsfrist, in der auch noch biometrische Bilder aus Papier abgegeben werden können.GABRIELE WINTER