Rätselt immer noch: Betrugsopfer Stefan S. vor der Pasinger Filiale der Münchner Bank. © privat
Vor einigen Tagen klingelte das Telefon bei Stefan S. (55). Dran war ein Angestellter der Münchner Bank. Ob er sich die beiden Abbuchungsversuche erklären könne, die im Abstand von wenigen Tagen auf seinem Konto zu verzeichnen waren? Konnte S. nicht. Jeweils 56,99 Euro sollten an ein Unternehmen fließen, von dem der Münchner noch nie gehört hatte.
„Zuerst war ich mir nicht sicher. Manchmal bezahlst du ja irgendwo und die Abrechnung läuft dann auf einen anderen Namen“, erzählt der 55-Jährige unserer Redaktion. Er suchte im Internet nach dem Unternehmen, das als Begünstigter der gewünschten Transaktion hinterlegt war. Seine Zweifel wurden größer. „Die Website, auf die ich gestoßen bin, hat richtig dubios gewirkt. So, als wäre sie 1995 erstellt worden.“ Im Impressum war eine Adresse in Irland hinterlegt.
Auch bei der Münchner Bank – S. ist Kunde in der Pasinger Filiale – herrschte Skepsis. Sie blockierte die beiden Abbuchungen, ging deshalb auf S. zu. Ein Angestellter riet dem 55-Jährigen, sofort seine Bankkarte sperren zu lassen. Bei einer genaueren Inspektion stellte sich heraus, dass das fragliche Unternehmen bereits Geld bei dem 55-Jährigen abgebucht hatte. Einige Wochen zuvor, lediglich drei Euro. Unbemerkt.
„Man hat mir gesagt, dass das ein typisches Vorgehen sei“, berichtet der Münchner. „Dass es Betrüger zuerst einmal mit einem kleinen Betrag versuchen und es dann immer mehr wird.“ Rätselhaft: die Abbuchung lief nicht über die IBAN, sondern die Kreditkartenfunktion der Girocard des Münchners. „Wie sind die da rangekommen?“, fragt sich der 55-Jährige.
Auf Nachfrage unserer Redaktion will sich eine Mitarbeiterin der Pasinger Filiale nicht zum konkreten Fall äußern. Doch sie unterstreicht: „Gerade probieren es Betrüger mit allen Mitteln, das hat zugenommen.“ Man greife auf verschiedene Maßnahmen zurück, um verdächtige Abbuchungen zu identifizieren, Betroffene schnellstmöglich zu benachrichtigen und die notwendigen Schritte einzuleiten. An die Adresse ihrer Kunden formuliert sie ein paar generelle Ratschläge: „Geben Sie auf Anfrage niemals Ihre Daten heraus. Melden Sie sich sofort, wenn Ihnen ungewöhnliche Bewegungen auffallen.“ Als Bank habe man ganz andere Möglichkeiten, die Hintergründe nachzuvollziehen.
S. hat inzwischen eine Ersatzkarte von der Münchner Bank erhalten. Der Fall bereitet ihm immer noch Kopfzerbrechen, obwohl ihm nur ein kleiner finanzieller Schaden entstanden ist. Seine Kontoauszüge will er in Zukunft noch genauer inspizieren.LUKAS SCHIERLINGER