Darauf hat die Weltstadt mit Herz gewartet: Pro7 plant eine Fernsehsendung zum Oktoberfest, moderiert von Heidi Klum. Eine der erfolgreichsten Moderatorinnen des deutschen Fernsehens nähert sich dem erfolgreichsten Volksfest der Welt. Das muss ja was werden. Oder etwa nicht? – Zugegeben: Heidi Klum ist bisher nicht unbedingt als Extrem-Münchnerin aufgefallen. Heidis Welt ist die Mode. Sie lebt in den USA. Und es ist durchaus fraglich, ob man ausreichend München-Expertise aufbaut, wenn man sich mit Bayern-Trikot in der VIP-Lounge der Allianz-Arena fotografieren lässt.
Erste Gäste für das „Heidifest“ wurden auch schon verraten: Thomas Anders soll beispielsweise auftreten, der langjährige Sänger von „Modern Talking“. Auch bei ihm sucht man den Bezug zur Wiesn etwas länger. Er wuchs in Mörz auf und lebt heute in Koblenz – beides liegt in Rheinland-Pfalz, sprich: Weingegend, sprich: Wiesn-Faktor minus 3. Der einzige Anknüpfungspunkt zum Oktoberfest, der sich in einer sehr schlampigen Recherche feststellen ließ: Unbestätigten Gerüchten zufolge sollte einmal eine Blaskapelle im Festzelt „Brother Louie“ spielen, woraufhin 13 Musiker fristlos kündigten.
In unruhigen Träumen sieht der Münchner die Sendung vor sich. Heidi Klum schreit zu Beginn überdreht ins Mikrofon: „Herzlich Willkommen und Grias-Ti auf den Wiesen!“ Und nachdem Thomas Anders seinen Wiesn-Hit abgeliefert hat, über den der Oimara nur müde lächeln wird, gönnt er sich „ein Maas“, natürlich nicht, ohne davor in die Menge zu rufen: „Oans, zwoa, droa – gesuffa!“Das wird irre grübich auf Pro7. Dabei dachte man, die Tiefkühl-Pizza „Oktoberfest“ habe den Niveau-Limbo in Sachen Oktoberfestisierung der Welt für immer gewonnen.
Doch Moment! Heißt es nicht immer, das „Leben und leben lassen“ gehöre zur bayerischen DNA? Insofern muss doch gelten: Wiesn und Wiesn lassen! Die Sendung soll ruhig stattfinden. Sie wird ihr Publikum finden, da können die Münchner noch so beleidigt reagieren. Allerdings wäre es fair, würde das restliche Fernsehprogramm im Gegenzug ähnlich weltoffen gestaltet: Wenn im Kölner Karneval das Dreigestirn regiert, dann könnte da doch der Münchner Pfarrer Schießler mitmischen. Der Münster-Tatort erreichte noch bessere Quoten, würde Jan Josef Liefers durch Christian Ude ersetzt. Und warum wird eigentlich die nächste Staffel von „Germany’s Next Top Model“ nicht von Andreas Giebel moderiert? – Auf solche Ideen kommt keiner. Heidi und die Wiesn dagegen, das geht. Mit München kann man’s ja machen.