Aufgeflogen am Airport

von Redaktion

Drogen, Bargeld und Co. – Zoll meldet Schmuggelrekorde

455 000 Euro in bar wollte eine Chinesin schmuggeln. Die Scheine waren in Kissenhüllen versteckt. © zoll (2), y. thedens

Aufmerksamer Blick: Der Zoll entdeckt am Flughafen München immer wieder illegale Ware – auch dank Spezialtechnik.

Unser Flughafen. Eine internationale Drehscheibe. Für Fluglinien – und Kriminelle. Jetzt sind wieder zwei Marihuana-Dealer am Flughafen München aufgeflogen. Der Zoll erwischte einen Mann aus Nordamerika mit 50 Kilo immer Koffer. Und dazu eine Frau aus Asien – mit 20 Kilo im Gepäck. Laut Sprecher Thomas Meister wollte der Mann die Drogen nach Bayern einführen, die Frau in München umsteigen. Doch die Zöllner untersuchten die Koffer mit einem speziellen Röntgengerät bei der Gepäckförderanlage – und zack: aufgeflogen.

Laut Thomas Meister wird der Flughafen im Erdinger Moos als Drehkreuz für Kriminelle immer interessanter. Das zeigen auch die Zahlen: 2024 entdeckte der Zoll rund 530 Kilo Drogen. Dieses Jahr sind es laut Meister doppelt so viel – und es ist erst Juli.

Auch immer mehr Bargeld wird über München geschmuggelt. Der Zoll konnte 2024 insgesamt 8,3 Millionen Euro beschlagnahmen – 2023 waren es noch 7,3 Millionen Euro.

Ein typischer Fall: Eine Chinesin wurde auf ihrer Reise von Lissabon (Portugal) nach Athen (Griechenland) mit 455 000 Euro in bar erwischt – aufgeteilt in 2500 Zwanziger, 8092 Fünfziger und vier Hunderter. Die hatte sie in dunklen Kissenhüllen versteckt. Aufmerksame Sicherheitsmitarbeiter kamen ihr bei der Kontrolle im Transferbereich auf die Schliche – Festnahme!

Schnell war klar: Beim Geld in der Bettwäsche geht’s um Geldwäsche! Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl von der Zentralstelle Geldwäschebekämpfung und Vermögensabschöpfung Bayern (ZGV): „Die Gesamtumstände begründeten die Annahme, dass die Betroffene als Geldkurierin für Einnahmen aus rechtswidrigen Taten eingesetzt wurde.“

So hatte die Chinesin laut Bäumler-Hösl das Geld schon mal nicht angemeldet – obwohl das ab 10 000 Euro Pflicht ist. Die Frau konnte auch nicht sagen, wie viel sie genau dabei hatte, warum es so viel war und was es in Kissenhüllen zu suchen hatte. „Nach der Vernehmung war sie nur daran interessiert, ihr sichergestelltes Mobiltelefon wiederzubekommen“, sagt Bäumler-Hösl, „die Sicherstellung des Bargelds beeindruckte sie nicht besonders“. Kein Wunder, es gehörte sicher nicht ihr. Weitere Ermittlungen ergaben, dass die Frau selbst wenig Geld verdient – und dass sie bereits in Barcelona (Spanien) mit 404 000 Euro erwischt worden war.

Der Fall stammt vom Herbst 2020, wurde jetzt erst aber öffentlich. Denn: Solche Gelder unklarer Herkunft darf die Bayerische Justiz über die ZGV und die Generalstaatsanwaltschaft München einziehen – und beantragen, dass es in die Staatskasse fließt. Das Amtsgericht Erding gab dem Antrag vor Kurzem statt – auch, weil laut ZGV niemand daherkam, um das Geld zurückzuverlangen.

Auch ZGV-Chefin Hildegard Bäumler-Hösl sieht München als immer wichtigeres Drehkreuz für Geld aus kriminellen Geschäften: „Bargeldtransporte stehen bei kriminellen Organisationen nach wie vor hoch im Kurs: Immer häufiger werden Kuriere mit großen Mengen Bargeld bei Zoll- oder Polizeikontrollen aufgegriffen.“ Laut Hauptzollamt-Chefin Stephanie Nusser stammt das am Flughafen entdeckte Geld meist aus der Organisierten Kriminalität.

Selbst Tiere findet der Zoll am Flughafen immer wieder: Ob Landschildkröten, getrocknete Seepferdchen, Schirmständer aus Elefantenfüßen oder Haifischgebisse im Mai – alles dabei, alles verboten laut Washingtoner Artenschutzabkommen. Kaum gelandet, schon aufgeflogen.THOMAS GAUTIER

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