Vorne Neuschwanstein, hinten Wappen und Löwen: So soll der Thaler aussehen.
Finanzminister Albert Füracker präsentiert den „Bayern Thaler“ vor Schloss Neuschwanstein. Hier noch in Silber, der in Gold kommt ab Herbst. © dpa/Bayerisches Finanzministerium
Stolz präsentiert Finanzminister Albert Füracker (CSU) vor Schloss Neuschwanstein eine – Silbermünze. Die goldene gibt es nämlich noch nicht, die soll im Herbst folgen, die kleine silberne Schwester ist bereits seit Frühjahr auf dem Markt. So oder so leistet Bayern eine Art Pionierarbeit. Denn die Berliner Quadriga von 2009 hat es nicht wirklich zum Identitätsstifter der Bundesländer gebracht. Und weil es die vergangenen Bundesregierungen offenbar nur wenig interessiert hat, das zu ändern, prescht der Freistaat jetzt vor und drückt seinen stolzen Prägestempel auf. Mia san mia, mia san Münze!
Prägen ist Silber, prägen ist Gold. Und das stilecht im Bayerischen Hauptmünzamt. Zum Vorbild wird der Thaler genommen, der bis 1871, bis zur Gründung des Kaiserreichs, gesetzliches Zahlungsmittel in Bayern war. So schafft man die historische und kulturelle Bindung zu den Wurzeln. Und „Bayern Thaler“ klingt ja auch schöner als „Bayern-Münze“, oder? Reinhard Riffel, Leiter des Hauptmünzamts, betont, dass der Thaler als „Neuinterpretation einer historischen Münze“ wieder aufleben würde.
Das Motiv ist klar, Minister Füracker zeigt es: Neuschwanstein muss es sein! Das kennt nicht nur jeder Bayer, sondern auch jeder Deutsche und Abermillionen auf der ganzen Welt – pro Jahr pilgern 1,4 Millionen Touristen hier ins Schwangau und bewundern Ludwigs II. träumerischen Bau, wie sich der romantische Kini das Mittelalter so vorgestellt hat. Jüngst wurde das Schloss, Vorbild für Disney und Co., auch in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen. Damit der Bayern Thaler von Liebhabern und Numismatikern nicht nur ein Mal gekauft wird, soll das Schloss den Thaler jährlich aus einer anderen Perspektive zieren. Das regt zum Sammeln an.
Ob man irgendwann einmal den Klassikern wie Krugerrand (Südafrika) oder Maple Leaf (Kanada) Konkurrenz machen kann? Dass der Bayern-Thaler mal in einem Atemzug genannt wird mit diesen Klassikern, über die Sie im Kasten mehr lesen können? Michael Eubel, Leiter der Abteilung Edelmetalle bei der BayernLB, will da die Kirche im Dorf lassen. Die BayernLB sei als Topvermarkter von Edelmetallen in Deutschland sehr zuversichtlich, was den deutschen Markt angeht. „Hier kann der Bayern Thaler eine echte Alternative zu Krugerrand oder Maple Leaf werden.“
Doch international stünde etwas Entscheidendes im Weg, und das macht Eubel ziemlich emotional. „Bayern wollte eine Ein-Euro-Münze mit Neuschwanstein-Motiv herausbringen und hatte in Berlin angefragt. Das wäre dann ein begehrtes gesetzliches Zahlungsmittel geworden.“ Aber nichts passierte. „Ich verstehe auch nicht, warum Berlin nicht eine 100-Euro-Goldmünze rausbringt. Vorne das Brandenburger Tor, hinten der Bundesadler, fertig. Das wäre weltweit ein Blockbuster!“
Haben Sie gewusst, dass der Deutsche ganz goldgierig ist? Über 9000 Tonnen haben die Deutschen gebunkert, das ist fast dreimal so viel, wie die Bundesbank im Bestand hat. Und sogar die US-Notenbank besitzt weniger Gold als die Bundesbürger. In Zeiten von Donald Trump (Eubel: „Wenn die Zeiten unsicher sind, greifen die Menschen zu Gold“) würden ohnehin immer mehr in Edelmetall investieren.
Jetzt noch Thaler-Zahlen in Gold: 1/25 Feinunze kostet laut Hauptmünzamt 169 Euro, 1/10 Feinunze 369 Euro, 1/4 Feinunze 799 Euro, 1/2 Feinunze 1599 Euro, 1 Feinunze 2999 Euro – und das Kilo 99 999 Euro. M. BIEBER