Auch Radler Frits Kamp befürwortet den Umbau der Lindwurmstraße. © Achim Schmidt (2)
Freuen sich über mehr Platz auf dem Gehweg: Alex, Cindy und Tochter Leni Richter.
Mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger, weniger Platz für Autos: So soll die neue Lindwurmstraße nach dem Umbau aussehen. Bis zum Wiesn-Start soll der erste Abschnitt bis zum Goetheplatz fertig sein. © Stadt/formstadt Architekten
Von der Streit-Straße zum Stadt-Boulevard: Heute beginnt die Stadt mit dem umstrittenen Umbau der Lindwurmstraße – erst mal im Nord-Abschnitt vom Sendlinger Tor bis zum Goetheplatz. Der Plan: Die Radwege auf den Gehsteigen kommen dahin, wo jetzt Autos parken. Die wiederum rücken auf die äußere Autospur. Übrig bleibt in beide Fahrtrichtungen eine statt zwei Fahrbahnen. Zwölf von 70 Parkplätzen fallen weg. Dafür bekommen Radler und Fußgänger deutlich mehr Platz. „Mehr Boulevard-Charme, weniger Schnellstraßen-Feeling“, nennt das die Baureferentin der Stadt, Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne).
Der Umbau sorgte für Unmut: Die Rathauskoalition aus SPD und Grünen bekam sich wegen des Projekts in die Haare, plante zwischenzeitlich um (wodurch die Kosten von rund 40 Millionen auf etwa 17 Millionen Euro sanken). Die CSU-Fraktion wurmt der Umbau – wegen weggefallener Autospuren. Sie befürchtet massive Staus nach dem Umbau. Radler würde sie lieber über Nebenstraßen lotsen.
Sei‘s drum – jetzt rollt der Umbau. Familie Richter, die an der Lindwurmstraße wohnt, findet das klasse: „Der enge Fahrradweg ist total gefährlich“, sagt Vater Alex (49), der mit Frau Cindy (47) und Tochter Leni (11) zu Fuß unterwegs ist. „Es ist viel zu eng. Ich weiß noch: Als wir eingezogen sind, wäre unser Neffe fast überfahren worden.“
Auch Radfahrer Frits Kamp (67) freut sich auf den neuen Radweg: „Ich finde das sehr gut. Seit 25 Jahren fahre ich in München Rad, da hat sich schon sehr viel verbessert.“ Dass Autofahrer im Stau stehen könnten, sieht er nicht ein. „Wer in München wohnt, braucht kein Auto.“
Die Stadt will die Straße bis zum 19. September umgebaut haben. Der Verkehr soll derweil weitgehend weiterfließen können. Nur am Wochenende vom 22. bis 24. August wird der Nordteil der Lindwurmstraße gesperrt – um die Fahrbahndecke zu erneuern.
Nach den Arbeiten zwischen Sendlinger-Tor- und Goetheplatz folgen die Abschnitte Goetheplatz bis Eisenbahnüberführung und danach bis zur Aberlestraße. Das kann Noor Jany (38) kaum erwarten. Sein Café „La Maison de Jany“ liegt im zweiten Bauabschnitt. „Mit dem Radweg vor unserer Terrasse ist es super gefährlich. Viele Radfahrer geben nicht acht. Und wenn der Radweg auf die Straße kommt, bekommen wir vielleicht auch mehr Platz für die Freischankfläche.“THOMAS GAUTIER