Ein Boeing-Dreamliner der Gesellschaft United Airlines musste nach dem Start in Washington umdrehen. © Imago Classic
Es sollte ein ganz normaler Direktflug von Washington nach München werden: Um 20 Uhr Ortszeit startete der Flug der United Airlines 108 am Flughafen Dulles. Doch kaum war der Take-off vollzogen und die Boeing 787-8 Dreamliner auf 5000 Fuß Höhe (1,5 Kilometer), ging der Ärger los. Das linke Triebwerk fiel plötzlich aus! „Mayday, Mayday, Mayday!“, meldeten die Piloten an den Tower. Und: „Triebwerkausfall! Der linke Motor ist defekt!“
Im Internet ist die unheimliche Szene genau zu hören und zu sehen, der Youtube-Flugkanal „You can see ATC“ hat sie aufgezeichnet. „Wollen Sie umkehren“, fragt der Tower alarmiert. Der Pilot der Boeing bejaht, kündigt an, einige Runden im Umkreis von 25 Meilen um den Flughafen zu drehen. Denn das Flugzeug ist wegen des geladenen Treibstoffs zu schwer zum Landen. Eigentlich hätte es acht Stunden bis München fliegen sollen, wäre dort viel leichter gewesen – jetzt muss das überflüssige Kerosin abgelassen werden. „Das schaffen wir wohl in zehn Minuten“, sagt der Pilot zum Tower.
Nach einer halben Stunde in der freiwilligen Warteschleife, mit deutlich weniger Treibstoff an Bord, kann der Dreamliner dann in den Landeanflug gehen. „Alle Bahnen sind frei, suchen Sie sich eine aus“, meldet das Bodenpersonal an die Boeing 787-8. Der Flieger nimmt die mittlere Landebahn 19C, alles geht reibungslos. 219 Passagiere und elf Crew-Mitglieder müssen wieder aussteigen. Das Flugzeug wird „wahrscheinlich abgeschleppt“, wie im Netz beschrieben wird. United Airlines meldet hinterher, es habe „mechanische Probleme gegeben, weswegen Flug 108 nach Dulles zurückkehren musste“. Der Flug sei annulliert worden, die Passagiere alle unverletzt ausgestiegen und hätten andere Flüge nach München bekommen. Welche das waren und wann die – vermutlich – geschockten Reisenden letztlich am Münchner Ziel ankamen, ist unbekannt. Den Direktflug gab es jedenfalls auch noch einmal fünf Stunden später (Lufthansa Flug 415), einen Tag später (United Airlines 108) sowie einen Tag und fünf Stunden später (Lufthansa 415). „Wann die umgebuchten Fluggäste tatsächlich ankamen, können wir von hier aus leider nicht sehen“, sagt ein Sprecher des Flughafens München.
Mit Boeing-Flugzeugen gab es in den letzten Jahren mehrfach Probleme. Insbesondere Maschinen des Typs 737 Max standen in der Kritik. 2018 und 2019 stürzten zwei von ihnen ab, es gab 346 Tote. Zuletzt verunglückte im Dezember 2024 ein Flugzeug dieses Typs, wobei 179 Menschen starben. Auch hier war ein Triebwerk der Auslöser, in das Vögel geflogen waren.ISABEL WINKLBAUER