Millionen-Abzocke der Schamanin

von Redaktion

Betrügerin lebte selbst im Luxus: Polizei fahndet nach Wahrsagerin „Amela“

Mit diesem Bild fahndet die Polizei nach Mariana M.

Sonderbar: „Zigeuner-Wahrsagerkarten“ und geheimnisvolle Steine: sichergestellte Utensilien der Schamanin.

Ihre Opfer fanden Mariana M. (44) und Schwiegertochter Dona (29) im Wiener Stephansdom oder in Münchner Einkaufszentren, die Masche war immer gleich: Sie seien Schamaninnen, könnten die bedrohte „Aura“ der angesprochenen Frauen vor Unheil oder Flüchen bewahren. Nach der jetzt erhobenen Anklage der Staatsanwaltschaft Wien könnten beiden Frauen über zehn Jahre mit ihrer „Energie-Arbeit“ mehr als zwölf Millionen Euro ergaunert, ihre Opfer ruiniert und sich selbst ein Leben im Luxus finanziert haben.

Der Merkur bekam Einblick in die Ermittlungen gegen die serbische Betrüger-Familie, die in einer mit Marmorbädern ausgestatteten Villa in Maria Enzersdorf residierte – obwohl sie Sozialleistungen bezog. Nach Mariana M. (alias „Amela“) fahndet die Landespolizei Niederösterreich derzeit weltweit, ihr Sohn Francesco (29), ihr Ex-Mann Dejan (47) und ihre Komplizin Dona (alias „Anna“) sitzen dagegen in U-Haft.

Ihre Opfer überrumpelte das Damen-Duo laut Anklage mit esoterischen Taschenspieler-Tricks: Um Unheil abzuwenden, sollten sie Knoten in einen roten Faden binden und beten – danach lösten sich die Knoten laut Zeugenaussagen „wie von Zauberhand“ auf. Auch ein manipuliertes Hühnerei kam zum Einsatz, das am Körper aufgeschlagen wurde. Erschien dann ein schwarzer Fleck, erkannten Mariana und Dona darin „böse Energie“ oder einen „Dämon“, der das Opfer befallen habe. Einziger Ausweg: Die Angesprochenen müssten einen unbekannten Menschen verfluchen, Tierblut trinken oder leblose Sachen wie Geld oder Schmuck hergeben.

Manche Frauen lösten voller Hoffnung noch am selben Tag alle Konten auf, leerten ihre Tresore und übergaben eine Viertelmillion Euro. Einer Krebskranken soll gedroht worden sein, sonst werde ihre Tochter „im Blut liegen“.

Wenn die Opfer ihr Geld oder Gold zurückforderten, sollen die Beschuldigten behauptet haben, es sei negativ belastet gewesen und habe verbrannt oder eingeschmolzen werden müssen. Der persönliche Kontakt brach ab, weil die Schamaninnen durch ihre anstrengende energetische Arbeit ins Koma gefallen seien.

Nach ersten Anzeigen wegen Okkult-Betruges gegen die beiden einschlägig in Deutschland vorbestraften Frauen rückten die Fahnder am 15. Januar 2025 in der Villa zur Hausdurchsuchung an. Und hier stießen sie offenbar auf eine Verbrecherhöhle voller gehorteter Beute: In einem hinter einem Regal versteckten Raum fanden sie eine Geldzählmaschine, 25 Kilo Gold, 6,411 Millionen Euro in verschiedenen Währungen. Einen Monat später stießen sie dann noch auf eine versteckte Falltür zu einem zubetonierten Swimmingpool, wo Edel-Uhren, Bargeld und Münzen lagen. „Alles über mehrere Generationen angehäuft und geerbt“, gaben die Beschuldigten an.

Die zuständige Staatsanwältin schlussfolgert aber: „Die vorhandenen Vermögenswerte der Familie M. sind durch deren legale Einkünfte nicht erklärbar.“ Sie geht von einer hohen Dunkelziffer an Geschädigten in Deutschland und Österreich aus. Verteidiger Nikolaus Rast ist dagegen von der Unschuld seiner Mandantin Dona M. überzeugt. Dem Merkur sagte er: „Auf sie wird eine Hexenjagd veranstaltet. Sie hat das Geld durch ehrliches Wahrsagen erworben.“ Der Prozess findet im Herbst vorm Landesgericht Wien statt.MM

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