Von 220 Kilo auf 100 Kilo in 10 Jahren

von Redaktion

In Zeiten der Abnehmspritze: Eine Münchnerin erzählt, wie sie mit schwerer Adipositas umging

Sie trauen sich nicht, mit dem Bus oder der Straßenbahn zu fahren. Die Leute könnten ja tuscheln. Schwimmbadbesuche sind tabu. „Geld hab ich immer nur nachts am Automaten geholt“, sagt Sabine Hacker aus München. Die 58-Jährige weiß, was es bedeutet, viel zu viel Gewicht auf die Waage zu bringen: „Vor zehn Jahren war ich über 220 Kilo schwer.“ Zunehmend mehr Menschen leiden wie Hacker an Adipositas.

Hilfsangebote sind überlaufen. Dabei ist Unterstützung wichtig. Denn die psychosoziale Belastung durch starkes Übergewicht ist enorm. Und der öffentlich wahrgenommene Druck steigt auch durch die Verfügbarkeit von umstrittenen Abnehmspritzen. Das bestätigt Matthias Riedl. Er ist Diabetologe und Ernährungsmediziner. Von der Spritze gehe die Botschaft aus: „In kurzer Zeit sehr viel abzunehmen ist machbar, dann tu es!“ Der Hamburger Arzt sieht darin ein großes Problem. Er weist darauf hin, dass die Spritzen schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Sabine Hacker kennt die Vorurteile. Beim Einkaufen habe sie hämische Kommentare gehört: „Wir werden außerdem als faul abgestempelt.“ Inzwischen hat Hacker zwei Operationen hinter sich. Aktuell wiegt die Münchnerin nur noch 100 Kilo. Aber: Das ist noch nicht ihr Traumgewicht: „Doch mehr geht nicht, damit muss ich mich jetzt abfinden.“

Längst vorbei ist die Zeit, in der sie sich kaum hinauswagte. Hacker geht heute selbstbewusst an die Öffentlichkeit, um aufzuklären. Mit ihrem Mann begann sie, online Sportangebote zu organisieren. Daraus ging der Verein Adipositas-Hilfe München hervor.PAT CHRIST

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