Genervt: Coffeeshop-Betreiber Osman Gedik.
Ein Brennpunkt im Bahnhofsviertel: Anwohner und Gastronomen beklagen die Zustände in der Landwehrstraße. © Yannick Thedens
Alexander M. hat schon in New York und Berlin gelebt – aber selbst dort seien die Zustände nicht mit der Münchner Landwehrstraße vergleichbar, sagt er. „In den 30 Jahren, die ich nun schon hier lebe, hat sich die Situation extrem verschlechtert. Ich habe nachts Angst, auf die Straße zu gehen. Ständig werde ich angepöbelt.“
M., der unerkannt bleiben will, ist nicht allein. Beschwerden über untragbare Zustände in der Landwehrstraße häufen sich bei Polizei und Bezirksausschuss. Es gebe immer mehr Lärm, Müll – und: in letzter Zeit würden Bettler Gäste und Passanten regelrecht bedrängen.
Bei einem Rundgang berichten mehrere Gastronomen über organisierte Bettelbanden. „Die kommen früh morgens und schwärmen aus. Ich habe schon öfter welche aus meinem Café schmeißen müssen“, sagt Osman Gedik. Besonders Touristen aus dem arabischen und asiatischen Raum seien „total genervt“ ob dieser Zustände. Ein Gastronom berichtet, dass Gäste wegen der aggressiven Bettelei sogar schon das Weite gesucht hätten. Ein Hotelier bedauert schlechte Bewertungen im Netz – wegen der Zustände draußen.
An Schlaf sei oft nicht zu denken, sagt M. „Der Krach auf der nächtlichen Partymeile geht am Wochenende oft bis 7 Uhr früh. Die Feiernden hinterlassen gewaltige Müllberge und Scherben.“ Außerdem seien bereits mehrfach entlang der gesamten Straße die Rückspiegel der parkenden Autos einfach abgebrochen worden.
Rudolf Stadler von der Polizeiinspektion 14 bestätigt die Schilderungen. „Wir haben hier eine Klientel, die dazu neigt, einfach ihren Müll auf der Straße zu entsorgen. Der Bereich hat schon die höchste Müllreinigungsfrequenz, die wir in München ausführen, trotzdem liegt noch viel rum. Und die Kosten dafür tragen auch die Anwohner anteilig über die Umlage der Hauseigentümer.“ Auch die aggressive Grundstimmung in der Landwehrstraße kann Stadler bestätigen. „Es kommt häufig zu handgreiflichen Streitereien und auch Passanten werden, insbesondere nachts, oft angepöbelt und bedrängt.“
M. klagt indessen, dass es generell zu wenig Polizeipräsenz gebe. Stadler dementiert. „Wir und auch der Kommunale Außendienst sind sehr oft in der Landwehrstraße unterwegs.“ Aber er räumt ein: „Ich muss aber sagen, dass die Entwicklung hier nicht gut ist und wir gerade wieder eine hohe Welle an Vorfällen und insgesamt großer Rücksichtslosigkeit erreicht haben.“
Wegen der sich häufenden Beschwerden soll es demnächst einen Ortstermin mit dem Bezirksausschuss und der Stadtverwaltung geben.B. ULRICHS, D. POHL