Ausgesperrt: Rosita Anaya Rodriguez (2.v.li., Behindertenbeirat Puchheim) kommt mit Rollstuhl nicht auf den Bahnsteig.
Auch für Radfahrer ist der Weg über Treppen ein regelrechter Kraftakt. © Michaela Stache (3)
Der Aubinger Bahnhof ist nicht barrierefrei. Das kann so nicht weitergehen – findet jedenfalls die Landtagsabgeordnete Katja Weitzel (SPD): „Wie kann es sein, dass wir im 21. Jahrhundert noch Bahnsteige haben, wo manche weder hoch- noch runterkommen.“ Genau deshalb hat sie alle wichtigen Akteure zu einem Gespräch und einer Begehung eingeladen: Vertreter der Bahn, des Bezirksausschusses, der Stadt, des Stadtrats, der ansässigen Bürgervereinigung und der Behindertenbeiräte aus Puchheim und München.
Bei der Begehung wurde schnell klar: Inklusion sieht anders aus. Die Vorsitzende des Behindertenbeirates Puchheim, Rosita Anaya Rodriguez, kam mit ihrem Rollstuhl gar nicht in den Tunnel, der zum Bahnsteig führt. Schon hier ist am nördlichen Zugang nur eine steile Treppe. Auch der Weg zum Gleis des Aubinger Bahnhofs besteht nur aus einer Treppe. Einen Fahrstuhl oder eine Rolltreppe fehlt.
Unzählige Anträge von Lokalpolitik, Bürgern und der ansässigen Bürgerinitiative hatte es schon gegeben. Immer wieder war die Antwort der Bahn: Wir planen den vierspurigen Ausbau von Pasing nach Fürstenfeldbruck, um die Gleise zu entlasten. Dann soll auch der Bahnsteig erneuert werden.
Das Gespräch fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, aber im Nachhinein wirkten alle Akteure zufrieden. Auch die Bahn konnte auf Anfrage des Münchner Merkur einige Zuständigkeiten klarstellen: Ja, es gebe Planungen für den Ausbau des Bahnhofs. Aktuell würden zwei Varianten geprüft: ein Mittelbahnsteig und ein Außenbahnsteig. Die Bahn handle allerdings nur ausführend und aktuell fehle noch der Auftrag vom Freistaat. Das könne allerdings noch Jahre dauern. Wie lange, dazu wollte sich niemand äußern.
Immer wieder steht auch im Raum, ob es nicht bis dahin eine Interimslösung gibt. Aber auch hier greifen die gleichen Mechanismen. „Die Bahn muss vom Freistaat oder vielleicht auch von der Stadt für die Planung und den Bau beauftragt werden“, so Katja Weitzel. Das heißt aber auch: „Wer den Auftrag gibt, zahlt halt auch.“
Jürgen Müller von der „Bürgervereinigung Aubing – Neuaubing“ freut sich, dass nach 40 Jahren endlich mal alle Akteure an einem Tisch sitzen: „Vielleicht wird jetzt klar, dass wir es nur gemeinsam schaffen.“ Die Bürgervereinigung hatte vor einigen Jahren sogar mit einem Architekten eine Planung aus eigener Tasche initiiert.
Michael Hatzel, Leiter Neu- und Ausbauprojekte bei der Bahn, fand den Austausch ebenfalls „angenehm und konstruktiv“. „Man merkt“, sagt er weiter, „dass alle Akteure interessiert sind, eine Lösung zu finden. Die Initiative muss aber von der Politik ausgehen.“ Bedeutet: Es muss auf Länder- oder Stadtebene jemanden geben, der den Stein ins Rollen bringt.ELENA DANGEL