Mit 23 „borgte“ sich die US-Studentin Carol den Masskrug aus. Mit 73 brachte ihn die Professorin zurück. © Hofbräuhaus
Wir schreiben das Jahr 1975, Sommer. Studentin Carol aus den USA fährt per Interrail durch Europa – und hat ein bestimmtes Ziel. Ihren 23. Geburtstag will sie im Hofbräuhaus feiern. Hat sie geschafft. Und sich, wie Hofbräuhaus-Pressesprecher Tobias Ranzinger formuliert, einen Keferloher „ausgeliehen“. Jetzt, genau 50 Jahre später, gastierte Carol wieder im Hofbräuhaus. Und gab den Steinkrug zurück.
Nun steht er wieder „in seiner rechtmäßigen Heimat“, so die Amerikanerin – vor 50 Jahren war sie wochenlang in Europa unterwegs, jetzt flog die Pädagogik-Professorin von Florida nach München – ausschließlich für die Rückgabe. „Wir trafen uns um 12 Uhr mittags, wir spendierten Carol eine Mass Bier, von dem sie ein paar Schlucke nahm, dann führte ich sie durchs Haus“, erinnert sich Ranzinger. Danach ging Carol noch shoppen in der City, ehe sie abends spontan wieder in den Flieger stieg. „Ich habe meinen Mann vermisst“, sagt sie später.
Immer wieder mal, so berichtet Ranzinger, geben Menschen gegen Lebensende einen mitgenommenen Hofbräu-Krug zurück, um tabula rasa zu machen, nach dem Motto: Ich habe gestohlen, jetzt mache ich es wieder gut. Etwa alle zwei Jahre kommt ein Krug nach vielen Jahren zurück. Bei Carol war‘s anders: Sie entdeckte den Keferloher bei sich daheim in Florida, erinnerte sich an die schöne Zeit in München und beschloss spontan, das gute Stück aus Stein seinem Besitzer zurückzugeben. „Ich bin so, so aufgeregt“, schrieb sie im Vorfeld ans Hofbräuhaus.
Ranzinger hat selten einen Menschen getroffen, mit dem er schon nach ein paar Minuten sehr privat und „wahnsinnig nett“ geratscht hat. „Eine tolle Frau“, schwärmt der Pressesprecher. Fast schon schade, dass sie nicht noch einen Keferloher zurückgeben kann. Aber es gibt bekanntlich viele Gründe, ins Hofbräuhaus zu kommen.MATTHIAS BIEBER