So stellen sich die Grünen eine neue Generation von Zebrastreifen vor. © Grüne
Verstopfte Innenstädte und Stau: Darunter leiden die Münchner seit Jahren. Ganz im Gegensatz zu den skandinavischen Ländern, die manche Innenstädte zunehmend autofrei halten. „Ich glaub, mich knutscht ein Elch“, lautet das Motto dort scherzhaft nicht nur auf dem Land – denn in etlichen Bereichen dürfen nur noch Fußgänger und Radler passieren. Und Autos sind komplett verboten.
In München, einer Stadt mit Großkonzernen und Auto-Geschichte, geht es eher um die Frage, wie sich Fußgänger und Autofahrer sicher und harmonisch die Flächen teilen. Geht es nach den Grünen, lautet das Motto künftig: „Ich glaub, mein Zebra schwebt.“ Denn die Stadtratsfraktion will 3D-Zebrastreifen ausprobieren und hat einen Antrag an das Mobilitätsreferat gestellt. Begründung: Der dreidimensionale Effekt sei geeignet, „die Aufmerksamkeit beim motorisierten Individual- sowie Radverkehr weiter zu erhöhen und damit die Querungen noch sicherer zu machen“. Stadträtin Sofie Langmeier fügt an: „Gerade gibt uns die Straßenverkehrsordnung noch nicht die Möglichkeiten dazu. Deswegen ist ein Modellprojekt der richtige Weg.“ Die Stadt München könne so „deutschlandweit Vorreiterin für den Einsatz innovativer Verkehrssicherheitsmaßnahmen werden“.
Das sieht der ADAC nicht ganz so. „Seit mindestens sieben Jahren“, sagt Sprecher Bernd Emmrich, flamme diese Idee in diversen Kommunen auf. Die Welle sei „eigentlich längst abgeebbt“. Denn bereits 2018 habe das Bundesverkehrsministerium „der Anwendung von 3D-Zebrastreifen eine klare Absage erteilt“. Diese seien „nach geltendem Recht nicht zulässig“ – und es sei auch nicht geplant, die 3D-Streifen in den Verkehrszeichenkatalog aufzunehmen. Die Bemühungen haben Emmrich zufolge daher „keine Aussicht auf Erfolg“.
Auch die CSU ist skeptisch. „Wir begrüßen Initiativen, die auf mehr Sicherheit im Straßenverkehr abzielen“, sagt zwar Veronika Mirlach, Stadträtin und verkehrspolitische Sprecherin. Ähnliche Modellversuche in anderen europäischen Städten, zum Beispiel im österreichischen Linz, hätten aber gezeigt, „dass ein schneller Gewöhnungseffekt an die dreidimensionalen Zebrastreifen eintritt und die Verkehrssicherheit dementsprechend maximal kurzfristig erhöht wird“. Die 3D-Streifen gingen „weiterhin mit einem deutlich erhöhten Unterhaltungsaufwand einher und sind damit im Vergleich zu gewöhnlichen Fußgängerüberwegen langfristig unwirtschaftlich“.
Nach Ansicht der CSU-Fraktion „wäre es daher sinnvoller, die knappen finanziellen Ressourcen der Landeshauptstadt München in den Funktionserhalt der bestehenden Fahrbahnmarkierungen zu investieren, anstatt grüne Leuchtturmprojekte zu finanzieren, die zusätzlich die Gefahr von Auffahrunfällen erhöhen“.ANDREAS THIEME