Trauerspiel um die Barrieren

von Redaktion

S-Bahn Riem: Ausbau in die 2030er-Jahre verschoben – Bezirksausschuss sauer

Nicht barrierefrei: der provisorische Zugang zum S-Bahnhof auf der Münchner Seite.

Diese steile Treppe führt zum Bahnsteig – für Menschen mit Gehbehinderung ist das schier nicht zu bewältigen. © Hartmann (2)

Der barrierefreie Ausbau der S-Bahnstation Riem wird immer mehr zum Trauerspiel. Während auf der Seite der Gemeinde Aschheim/Dornach der barrierefreie Zugang mit Rampe und Aufzug zum Mittelbahnsteig Anfang des Jahres endlich in Betrieb genommen werden konnte, gibt es auf der Münchner Seite weiterhin nur eine provisorische Treppe. Und das wird noch mindestens die nächsten sechs Jahre so bleiben.

Denn die Bahn verschiebt den barrierefreien Komplettausbau in Riem auf Beginn der 2030er-Jahre, wie ein Mitarbeiter der DB InfraGo AG jetzt auf Anfrage einer Bürgerin erklärt hat. Damit liegt die Bahn über zehn Jahre hinter dem ursprünglichen Plan zur Barrierefreiheit zurück.

Als Grund für den weiteren Aufschub wird die „Daglfinger und Truderinger Kurve“ genannt, für die zwei zusätzliche Gleise für den Güterverkehr auf der Südseite notwendig werden. So soll eine durchgehende Verbindung für die Güterzüge geschaffen werden, die vom Bahnhof Trudering bzw. vom Nordring kommen und zum Umschlagbahnhof Riem wollen. Auf den neuen Gleisen sollen künftig rund 44 Züge täglich mit einer Geschwindigkeit von maximal 80 Stundenkilometern unterwegs sein.

Damit die existierenden Gleise verlängert werden können, müssen in Riem der südliche S-Bahnsteig sowie Teile des Parkplatzes weichen. Für die S-Bahnen wird es künftig nur noch den Mittelbahnsteig mit zwei Bahnsteigkanten geben. Für den Zugang in Riem muss die bestehende Personenunterführung unter den Güterverkehrsgleisen verlängert werden.

Bekannt ist dieser Ausbau bereits seit zwei Jahren. Damals hieß es allerdings noch, die Bauarbeiten sollen 2025 starten, der Bahnhof werde dann 2027 komplett barrierefrei. Doch ein barrierefreier Zugang auf der Südseite hätte nur eine temporäre Funktion gehabt und wäre nach wenigen Jahren durch den Ausbau der neuen Gleise wieder entfallen, heißt es nun von der Bahn. Daher hätten Freistaat und Bahn beschlossen, zunächst nur auf der Nordseite einen dauerhaften barrierefreien Zugang umzusetzen.

Denn die Verlängerung der Personenunterführung bezahlt der Bund, während ihr barrierefreier Ausbau vom Freistaat Bayern im Rahmen des sogenannten Bayern-Pakets finanziert wird. Auf der Münchner Seite wurde deshalb als Zwischenlösung ein temporärer Zugang über eine Treppenanlage hergestellt, dazu soll es jetzt als Wetterschutz noch eine Einhausung geben.

Im Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem ist man sauer. „Seit Jahrzehnten wartet die Riemer Bevölkerung auf den barrierefreien Zugang“, so Georg Kronawitter (CSU). Die Treppe stelle für mobilitätseingeschränkte Personen, Kinderwagen oder Reisende mit schwerem Gepäck ein erhebliches Hindernis dar. Doch immer wieder gab es Verzögerungen. Schuld daran waren unter anderem ein entgleister Güterzug am Umschlagbahnhof Riem, ein fehlerhaftes Baugrund-Gutachten, Fehleinschätzungen der Grundwassersituation, notwendige Umplanungen, Probleme bei der Baustellen-Logistik.

Aus Sicht des BA könnte jetzt wenigstens mal mit den Planungen für den verlängerten Zugang begonnen werden. Denn die Nutzung des barrierefreien Zugangs auf Dornacher Seite bedeutet einen Umweg von gut 900 Metern. „Die Qual der Riemer S-Bahn-Kunden muss ein absehbares Ende haben“, fordert der BA.

Riem zählt mit rund 7000 Ein- und Aussteigenden täglich zu den stark frequentierten Bahnhöfen im Münchner S-Bahnnetz.CARMEN ICK-DIETL

Artikel 2 von 11