Vorsicht an der Haustür!

von Redaktion

Aggressive Vertreter verbreiten Angst und Schrecken

Die Vertreter geben unter anderem vor, Internetrouter austauschen zu müssen.

Opfer an der Haustür: Aggressive Vertreter wollten Malve Gradinger (84) an der Haustür einen Vertrag andrehen. © Marcus Schlaf,

Montagmittag, Malve Gradinger ist gerade in ihrer Wohnung beschäftigt, als es klingelt. Die 84-Jährige öffnet – vor ihr stehen zwei Fremde. Um deren Hals baumeln Telekom-Ausweise. Dann passiert‘s: Einer der Männer habe einen „Wortschwall“ auf sie losgelassen, so Gradinger. Er redet von Verträgen, die zur Telekom umgestellt werden müssten, von unzulänglichen Leitungen, schlechtem Empfang und langsamer Datenübermittlung – Gradinger ist M-Net-Kundin und hatte keine Pläne, zu wechseln. Ist dem Mann egal: Die M-Net-Fritzbox solle durch eine der Telekom ersetzt werden. Das Gerät habe er schon parat.

Plötzlich stehen die beiden Männer in der Wohnung der Seniorin. Gradingers Ehemann (84) ist auch zu Hause. Der Wortführer redet weiter auf das Ehepaar ein, nimmt ihre Daten auf. Dann will er auch die Bankverbindung wissen. „Da war für mich Schluss“, sagt der Gatte. Das Ganze sei ihm vorgekommen „wie ein Phishing-Versuch im Internet“. So sagt er es dem mutmaßlichen Telekom-Mitarbeiter. Der reagiert unwirsch: „Dann schauen Sie mal, ob Sie in der nächsten Zeit überhaupt noch eine Leitung haben und wenn, in welcher Qualität.“ Unterschrieben hat das Ehepaar zu diesem Zeitpunkt noch nichts, sie verweisen die Männer der Wohnung. „Ich hab immer noch ein mulmiges Gefühl, es steckt mir noch in den Knochen“, sagt die Seniorin Tage nach dem Vorfall. Ihr Appell an ältere Menschen: „Bitte unterschreibt nichts an der Haustür!“

Die dreiste Masche an der Tür. Was wollten die dubiosen Männer? Daten abgreifen? Ein Sprecher der Telekom sagt auf Anfrage unserer Zeitung jedenfalls: „Ein Telekom-Techniker kommt niemals ohne Auftrag und Termin. Wenn also jemand vor der Tür steht und behauptet, er sei ein Telekom-Techniker und Sie haben keinen Techniker beauftragt, dann schließen Sie die Tür – es handelt sich um einen Trickbetrüger!“ Vermarktung an der Haustür führe man aber schon durch – für die Beratung gebe es Regeln, so der Sprecher. Dazu gehört: Alle Mitarbeiter müssen ein Autorisierungsschreiben der Telekom mit sich führen und sich ausweisen können. Über einen QR-Code auf dem Ausweis lässt sich (mit Foto) prüfen, ob der Mitarbeiter im Auftrag der Firma unterwegs ist.

Malve Gradinger ist mit dem Haustür-Vorfall nicht allein. „Wir erhalten immer wieder Beschwerden von Verbrauchern über Haustürgeschäfte, etwa im Zusammenhang mit dem Ausbau von Glasfaser. Häufig erscheinen unangekündigt Vertreter, die Druck auf Verbraucher ausüben, um einen Vertragsabschluss zu erzwingen“, sagt Christian Ayri von der Verbraucherzentrale Bayern. „Verbraucher sollten grundsätzlich niemanden unangemeldet in ihre Wohnung lassen.“ Ayri rät, an der Haustür keine Verträge zu unterschreiben. Wer es doch tut, hat in der Regel ein Widerrufsrecht (siehe Kasten). LEA SCHÜTZ

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