Ein Einblick in die Schlosserei der Justizvollzugsanstalt München. © Brucker
In Bayern gibt es 36 Haftanstalten. Die größte ist die Justizvollzuganstalt München. Maximal 1200 Häftlinge sind auf dem 14-Hektar-Gelände untergebracht. Sobald sie verurteilt sind, müssen sie in der Regel arbeiten. Unsere Zeitung hat sich in den Werkstätten umgesehen.
Es riecht nach Holz und Leim. Janik Schulz (die Namen der Inhaftierten sind geändert) ölt gerade eine Schrank-Schublade. Die Schreinerwerkstatt ist groß: 1200 Quadratmeter. Durch die hohen Fenster scheint die Morgensonne. Der 36-jährige Veranstaltungstechniker ist froh, hier arbeiten zu dürfen: „Es ist eine Ablenkung vom In-der-Zelle-Sitzen, und ich lerne das eine oder andere.“ Er ist einer von über 470 Häftlingen, die hier in der JVA in rund 20 Betrieben arbeiten.
Morgens um 6.55 Uhr geht es für Schulz und die anderen arbeitenden Inhaftierten vom Unterkunftsgebäude in die Werkstatt. Auch in die Schlosserei bei Metallbaumeister Andreas Meßner. Zuerst werden hier die Arbeiter aus Sicherheitsgründen überprüft – auch beim Gang in die Mittagspause und bei der Rückkehr. „Ich habe außer eines vergessenen Meterstabs noch nie etwas gefunden“, sagt Meßner. Hier klaue keiner eine Feile, um die Gitterstäbe durchzufeilen. Meßner, der seit 2005 in der JVA-Schlosserei arbeitet, kennt die Delikte der Häftlinge. Trotzdem habe er kein mulmiges Gefühl.
Schlosser Max Schmidt (24) bringt ein Abdeckblech an einem Tor an. „Ich baue gerne Konstruktionen, Vordächer, Fenster und schweiße gerne.“ Er schätzt an seiner Arbeit, dass er „aus nix etwas erschaffen kann. Das kann nicht jeder“. Er wolle sich auch weiterqualifizieren und erhofft sich so nach der Haft eine besser bezahlte Stelle.
„Die Plätze in der Werkstatt sind sehr begehrt“, erzählt Meßner. Vorerfahrung sei nötig, es würde aber auch ausgebildet. Meßner erzählt von einem Einzelhandelskaufmann, der umsattelte und heute den Meisterbrief und seine eigene Firma habe. Eine der Erfolgsgeschichten. „Davon zehrt man.“
Arbeit gibt es genug: „Wir haben wahnsinnig viele Anfragen“, sagt Katharina Walser, stellvertretende Betriebsleiterin. Sie kommen von Behörden, anstaltsintern oder von Privatpersonen. Die Arbeit in der JVA dient der Resozialisierung. „Manche haben zum ersten Mal im Leben Erfolg mit dem, was sie tun“, sagt Stephanie Pfalzer, Vize-Anstaltsleiterin. Gefangene sind gesetzlich verpflichtet, eine ihnen zugewiesene, ihren Fähigkeiten angemessene Arbeit auszuüben. Sie erhalten dafür ein Entgelt. 2023 gab es in Bayern Stundensätze zwischen 1,38 Euro und 2,29 Euro.
Die Inhaftierten der Werkstätten haben um 14.55 Uhr Feierabend. MARION BRUCKER