MÜNCHNER FREIHEIT

Is da no a Platzerl frei?

von Redaktion

Gerne würde ich wissen, wie oft diese Frage auf der Wiesn bisher gestellt wurde. Vor allem am vergangenen, unglaublich schönen und heißen Wochenende. Wenn man den Medien glaubt, dann waren allein Samstag und Sonntag über eine Million Besucher da. Wenn man demzufolge alle Sitzplätze (mit der Oidn Wiesn) zusammenzählt, die offiziell als solche angegeben werden, dann hätten täglich maximal rund hundertdreiunddreißigtausend Menschen Platz. Also für das ganze Wochenende – runden wir mal auf – gute 300 000. Dann wären immer noch 700 000 übrig geblieben, die sitzen möchten. Was bei diesem Kaiserwetter, dabei wäre Königswetter vollends ausreichend gewesen, aber gar kein Problem war. Ein Großteil, sagen wir mal gute 250 000 Feierlustige, ist über das Gelände gebummelt, dann bleiben „nur“ noch 450 000, die sich einen Sitzplatz gesucht haben. Sei es auf den Stufen zu Füßen der Bavaria, auf dem noch „unbeflecktem“ Hügel hinter den Bierzelten, in diversen Fahrgeschäften, oder einfach auf den eigenen „vier Buchstaben“. Nachdem diese Menschen vielleicht doch nicht immer alle gleichzeitig „drauf“ waren, auf der Wiesn, ist das umliegende Gelände miteinzubeziehen, genauso wie öffentliche Verkehrsmittel, die An- und Abreisende transportieren.

Ich durfte auf dem Balkon eines Bierzeltes stehen und habe das Treiben beobachtet. So viele Menschen, die mit der Sonne um die Wette gestrahlt haben und wie Ameisen vorbeigewuselt sind. Mir drängte sich dabei der Gedanke auf, dass sie ja doch da waren. Die, die gesagt haben, dass sie die Wiesn nicht mögen und auf gar keinen Fall nausgehen. Ich glaub aber, dass die Neugier dann doch größer war. Wollte man doch selbst sehen, ob es wirklich sooo schlimm ist, ob die Besucher wirklich sooo unmöglich angezogen sind, ob es wirklich soooo teuer ist, wie vermutet, und dabei hat man sich dann doch anstecken lassen, von dieser großen Freude, dem Einzug der Wiesnwirte am Samstag und dem Trachten- und Schützenzug am Sonntag zuzuschauen. Und aus „Versehen“ hat man doch mit Gästen aus aller Herren Länder friedlich Seite an Seite geratscht, gelacht, gegessen, gesungen, getrunken, gefeiert und vielleicht sogar geschunkelt. War doch gar ned sooo schlimm, oder?

Obwohl der Herbstanfang am Montag seinem Namen alle Ehre gemacht hat, geh ich trotzdem jeden Tag gerne naus. Gut, ich habe meinen festen Platz, aber auch alle anderen finden mit Sicherheit einen, wenn man freundlich fragt: „Wär da noch a Platzerl für mich und oder uns frei?“ Bei dieser Frage stelle ich gerade fest, dass da schon ein versteckter Hinweis auf das Fest steckt, welches wir in genau drei Monaten feiern.