Zur Halbzeit der Wiesn hat sich Besuch angekündigt aus dem südlichsten Regierungsbezirk Bayerns, also aus Italien. Für drei Tage wird die deutsch-italienische Freundschaft auf den Kopf gestellt: Normalerweise wollen die Münchner Italiener sein, am mittleren Wiesnwochenende ist es genau andersherum.Italienerwochenende is! Da kann der Himmel nördlich der Alpen noch so verhangen sein und der einfache Espresso am Odeonsplatz 3,90 Euro kosten – die Italiener sagen sich: „Augen zu und Durscht!“
Aber ist das nicht ungerecht den anderen gegenüber? – Es gibt unbestritten zahlreiche italienische Touristen auf der Wiesn. Aber gefühlt kommen doch genauso viele Menschen aus Australien angereist. Wir haben nicht nur amici, sondern auch friends from Down Under. Ein Australier-Wochenende gibt es trotzdem nicht. Warum eigentlich? Der Hobby-Florentiner aus dem Glockenbachviertel verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Barock und Rokoko aus Italien nach München importiert worden seien. Außerdem sehe das Siegestor aus wie der Konstantinsbogen in Rom, und die Feldherrnhalle sei auch nur eine Kopie der Loggia dei Lanzi in Florenz. Was das wandelnde Trivial-Pursuit-Steinchen eigentlich sagen will, ist dies: Wir verdanken den Italienern so viel – die haben sich ein eigenes Wochenende auf der Wiesn wirklich verdient. Aber Einspruch: Im Tierpark Hellabrunn gibt es Kängurus – und in Untergiesing meinen Kumpel Travis. Das sind auch keine schlechten Importe. Ein Australier-Tag sollte schon drin sein, mindestens.
Ähnlich verhält es sich mit Gästen aus den Niederlanden. Wer jetzt empört aufschreit, der möge sich fragen: Welche Farbe tragen die städtischen Mitarbeiter, beispielsweise bei der Müllabfuhr? – Orange! Woher stammt Arjen Robben, der Mann, der den FC Bayern im Jahr 2013 zum Champions-League-Titel schoss? – Aus den Niederlanden! Und wo kauft der Jimmy, der Dealer aus dem Park… – ah, Moment, da komme ich jetzt ein bissl in den Schmarrn hinein. Jedenfalls: Auch die Niederländer prägten und prägen München. Sie hätten ebenfalls ihr Wochenende verdient auf der Wiesn. Und jede Wette: wenn man lange genug sucht und es mit der Wahrheit ähnlich genau nimmt wie Donald Trump, dann findet man sicher einen plausiblen Grund für ein Wochenende zu Ehren aller Inder und Ismaninger gleichzeitig.
Die Frage ist nur: Wann soll man all diese Wochenenden feiern? Der Wiesnkalender ist voll. Jeden Tag gibt es ein anderes Event, ein neues Motto. Vermutlich hilft nur eines: Wir müssen länger Oktoberfest feiern.