Endloses Gedrängel: Die volle Gasse aus einem Mandelstandl heraus fotografiert. © Privat
Voll, voller, Wiesn: Das Oktoberfest am Samstag, vom Riesenrad aus gesehen. © Peter Kneffel/dpa
Samstag, später Nachmittag. Die Wiesn wird immer voller. Irgendwann stehen die Leute so dicht gedrängt, dass es in manchen Straßen nicht mehr voran geht – und nicht mehr zurück. Manche kriegen Angst. Was ist los? Manche Eltern heben ihre Kinder zur Sicherheit in Wiesn-Stände hinein. Über Lautsprecher wird durchgesagt: Das Gelände ist dicht! Auch die Polizei meldet das auf der Plattform X und die Stadt teilt die Info über einen Instagram-Beitrag mit. Eine Frau schreibt auf Instagram: „Es war kurz vor der Massenpanik“. Ein anderer kommentiert: „Das war brandgefährlich.“ Platzangst auf der Wiesn!
Verkäuferin Nicola L. (21) beobachtet das von der „Mandel Alm“ aus. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, erzählte sie am Sonntag. 40 Minuten lang seien die Leute festgesteckt. Sie kritisiert: „Es wäre gut gewesen, wenn wir in den Durchsagen Bescheid bekommen hätten, was wirklich los ist.“
Tags drauf, bei der Pressekonferenz zur Halbzeit, räumte der Wiesn-Chef Christian Scharpf (SPD) ein: Die ersten Durchsagen seien „nicht optimal“ gewesen, weil darin der Grund für die Sperrung nicht genannt wurde. Das habe teils Panik ausgelöst, was „völlig verständlich“ sei. Es sei aber niemand verletzt worden. Der Fall ist bislang einmalig. Ein Wiesn-Sprecher auf Anfrage: „Natürlich gab es immer wieder temporäre, auch größere Sperrungen von Eingängen und einzelnen Bereichen. Nur eben noch nicht vom kompletten Gelände.“ Wirte-Sprecher Peter Inselkammer: „Viele Gäste haben angerufen und gefragt, ob sie noch kommen können oder nach Hause gehen sollen.“ Zum Glück sei es in den Zelten entspannt geblieben. Wie kam es dazu? Man habe das Gelände den ganzen Tag im Blick gehabt, sagt Scharpf. Auf dem Areal hat die Polizei 54 Kameras installiert, dazu kommen noch die der Stadt.
Scharpf zufolge habe man um den Reservierungswechsel um 17 Uhr herum eine Besucher-Ballung bemerkt. Dann sei „sofort reagiert“ worden. Die Schließung des Geländes habe der Koordinierungskreis „einhellig beschlossen“. Darin seien auch Feuerwehr, die MVG und das Kreisverwaltungsreferat eingebunden.
Laut Scharpf waren am späten Nachmittag 300 000 Menschen gleichzeitig auf dem rund 35 Hektar großen Gelände. An guten Wiesn-Tagen kommen 500 000 – über den gesamten Tag verteilt aber. Wegen der Überfüllung seien auch die S-Bahnen an der Hackerbrücke und die U-Bahnen zeitweise durchgefahren, so Scharpf. „Wir haben schon nach zirka einer Stunde die Maßnahmen zurückfahren können.“
Kritik kommt auch von Manuel Pretzl, CSU-Chef im Stadtrat. „Man hätte das Gelände schon früher zusperren müssen“, sagt er. In Zukunft müsse von Anfang an der Grund einer Sperrung genannt werden – und von Beginn an auch in mehreren Sprachen.RMI, MTW