„Sie stritten sich seit 40 Jahren“

von Redaktion

Lerchenau: Nachbar erinnert sich an Bombenleger Martin P.

Links: Bestatter bergen eine Leiche – wohl den Vater. Rechts: Das Haus an der Glockenblumenstraße brannte komplett aus. © dpa, privat

So präsentierte sich Martin P. im Internet als Handwerker. © privat, Gautier

Das Haus in der Glockenblumenstraße ist eine ausgebrannte Ruine. Das tragische Ende eines jahrzehntelangen Familienstreits. Am 1. Oktober gegen 4.40 Uhr zündete Martin P. (57) hier mehrere Bomben. Sein Vater Johann (90) wurde später tot geborgen. Martin P. verletzte laut Polizei auch seine Mutter (81) und seine eigene Tochter Maya (21, Name geändert). Dann erschoss er sich am Lerchenauer See (wir berichteten).

Günter S. rissen die dumpfen Schläge der selbst gebastelten Bomben an jenem Morgen aus dem Schlaf: „Ich dachte erst, das ist die Gasheizung.“ Der Ex-BMW-Angestellte kennt das Haus gegenüber gut. Er ist ein alter Bekannter und Nachbar der Familie. P. Laut Günter S. hatte Johann P. das Haus Mitte der 1970er-Jahre gebaut, war dort mit seiner Frau, einer Tochter und Sohn Martin P. großgezogen.

Die Tochter ist heute erfolgreiche Musikerin, der Sohn dagegen hatte keinen Erfolg – beruflich wie privat. „Er war schon in der Jugend sehr negativ, wollte nichts tun. Auch oft nicht helfen daheim“, sagt Günter S. „Der Vater war eher streng, alte Schule.“ Immer wieder hätten sich die beiden deshalb gestritten. Angeblich habe Martin P. auch ADHS gehabt, sagt Günter S. – „und eine Art Autismus. Das hat mir die Mutter gesagt“.

Irgendwann sei Martin P. nach Brasilien ausgewandert. Laut Günter S. bekam er dort seine Tochter mit einer Brasilianerin. „Als Maya drei oder vier Jahre alt war, kamen sie zurück nach München“ – 2007 oder 2008. „Martin war in Brasilien mittellos. Sein Vater hatte die Tickets für die Reise nach Deutschland gekauft.“

In Bayern ließen sich Martin P. und seine Frau scheiden, sagt Günter S. Um Maya habe er sich danach kaum gekümmert. „Er hat nie Unterhalt für sie gezahlt.“ Maya sei bei ihrer Mutter im Münchner Norden aufgewachsen – und bei den Großeltern. „Sie war oft da, die Großmutter hat sie sehr geliebt, hat sich ein Bein ausgerissen für sie.“ Martin P. habe aber immer wieder versucht, den Kontakt zwischen seinen Eltern und seiner Tochter zu verbieten. „Da gab’s immer wieder Gerichtsverfahren“, sagt Günter S.

Maya blieb ihren Großeltern trotz allem eng verbunden. „Sie lebte seit ungefähr drei Jahren bei ihnen“, sagt Günter S. Die Operationstechnische Assistentin wohnte im Rückteil des Hauses, der zu einer Wohnung umgebaut worden war. Ihr Vater hatte da längst mit ihr gebrochen. 2022 hatte er in mehreren Prozessen versucht, seine Vaterschaft aberkennen zu lassen. Die wurde aber per Laboranalyse bewiesen. Auch mit einer Petition vorm Landtag 2024 hatte er keinen Erfolg. In den Akten zum Vaterschaftstest wird auch ausgeschlossen, dass Johann P. Mayas Vater ist. Dieses Gerücht sei sowieso „totaler Mist“, sagt Günter S. dazu. „Maya ist in Brasilien geboren – und Johann war nie dort gewesen.“

Martin P. hatte in der Zeit kaum Kontakt zu seinen Eltern – er lebte mit der Familie seiner Schwester in Starnberg, bot dort Garten- und Handwerksarbeiten an. „Seine Eltern haben mir aber gesagt, dass er da kaum was gearbeitet hat“, erinnert sich Günter S. Vor einigen Jahren hätten sich Sohn und Vater besonders heftig gestritten, „da hat Martin seinen Vater richtig hart gepackt.“THOMAS GAUTIER

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