MÜNCHNER FREIHEIT

Sorgen um den Parksünder

von Redaktion

Eine Internetrecherche liefert folgendes Ergebnis: Es gibt Fahrschulen in Miesbach. Für die meisten ist dies keine Nachricht. Die Bewohner eines Häuserblocks im Dreimühlenviertel allerdings dürften angesichts dieser Nachricht überrascht sein, waren doch mit jedem Tag der ersten Wiesn-Woche die Zweifel gewachsen. Ein schwarzer Audi mit Miesbacher Kennzeichen parkte nämlich fünf Tage lang halb in, halb neben der Einfahrt der Tiefgarage und zwang sämtliche Bewohner zu einer neuen Disziplin: Aus der Tiefgarage ausfahren in fünf Zügen. Anders kam man nämlich nicht um den Miesbacher Audi herum. Lustige Zusatzinfo: Die Tiefgarageneinfahrt liegt an einer Straße, in der ausschließlich Anwohner parken dürfen. Der Audi stand also gleich doppelt falsch, wie ein Schüler, der einen sehr schlechten Aufsatz schreibt, den seine Lehrerin aber wegen seiner Sauklaue erst gar nicht entziffern kann.

In besagtem Häuserblock wohnt mein Freund Stefan. Seine Meinung über den Parksünder änderte sich von Tag zu Tag. Am Mittwoch, als das Auto urplötzlich im Weg stand, war das Stefan egal. Für eine kurze Zeit passe das schon, sagte er. Doch dann wurde es Donnerstag und Freitag. Plötzlich nervte „der Miesbacher“ (interessant, dass man bei Fehlverhalten im Straßenverkehr immer von einem Mann ausgeht!). Dass ihm die Parkaufsicht ein Knöllchen über 40 Euro verpasste, wurde zunächst von Stefan begrüßt, einen Tag später aber als zu billig empfunden. Einer Hundebesitzerin, die ein rotes Tütchen mit braunem Inhalt unter den Scheibenwischer des Autos klemmte, sprach Stefan seine Anerkennung aus. Am Samstag, als der schwarze Wagen immer noch im Weg stand, überlegte Stefan, ob er einen Aufkleber an der Rückseite anbringen solle, über den sich der Miesbacher Autofahrer so richtig ärgern würde. Einen Satz wie „Nett hier, aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“ durch die Gegend kutschieren zu müssen, wäre doch ein geschmeidiger Affront für einen stolzen Oberbayern. Alles Gedankenspiele, die Stefan natürlich nicht umsetzte.

Am Sonntag kippte die Stimmung. Stefan fragte sich nämlich langsam, warum jemand aus Miesbach sein Auto so lange in München stehen lasse. Seine Sorge gipfelte in einem zeitlos schönen Satz: „Dem wird doch nichts passiert sein, dem Deppen.“

Am Montag war das Auto einfach verschwunden. Ob abgeschleppt oder abgeholt, weiß Stefan nicht. Deshalb ein Ruf in den Landkreis Miesbach hinein: Lieber Fahrer des schwarzen Audis! Mein Freund Stefan und ich machen uns Sorgen um Sie. Wenn es Ihnen gut geht, dann schicken Sie bitte ein Lebenszeichen an die Redaktion! Es kann auch ein Scheck sein. Oder noch besser: Nehmen Sie das Geld und leisten Sie sich eine Fahrstunde!

Artikel 1 von 11