In der Lerchenau setzte Martin P. das Haus seiner Eltern in Brand. Jetzt sind Briefe von ihm aufgetaucht. © Bronnhuber/dpa
Martin P. arbeitete vor der Tat als Handwerker.
Gestern um 9 Uhr war der Anfang der Landwehrstraße voller Polizei: Rund sechs Mannschaftsbusse und mehrere Streifenwagen parkten vorm Haus Nummer 7. Dort hatte ein Arzt einen verdächtigen Brief erhalten – vom Wiesn-Bombendroher Martin P. (57).
Der hatte am 1. Oktober sein Münchner Elternhaus in die Luft gesprengt, wohl seinen Vater Johann (90) getötet und in einem Schreiben mit einem Anschlag aufs Oktoberfest gedroht. Danach hatte er sich selbst am Lerchenauer See gerichtet (wir berichteten).
Wie die Polizei herausgefunden hat, war das damals nicht sein einziges Schreiben. Martin P. verschickte vor der Tat noch mindestens vier weitere Briefe – laut Polizei sind sie mit dem Datum 24. September gezeichnet. „In den per Post versendeten Schreiben bringt er seinen Unmut über den Staat zum Ausdruck und kündigt zumindest in einem Brief noch Überraschungen an“, meldete die Polizei gestern.
Eines der Schreiben ging ans Polizeipräsidium München – ein weiteres an eine Arztpraxis in der Landwehrstraße. Mitarbeiter fanden es und riefen die Polizei. Interessant: Im Haus ist eine Praxis, die unter anderem ADHS und Autismus behandelt – Krankheiten, an denen Martin P. laut einem Nachbarn litt (wir berichteten). Auf Nachfrage bei der Praxis wollte die Ärztin sich nicht dazu äußern.
Nach dem Schreiben an die Arztpraxis kam es zu dem Polizeieinsatz mit etlichen Absperr- und Räumungsmaßnahmen. Anschließend wurde der Brief durch Spezialkräfte überprüft. Ergebnis: Vom Brief geht laut Polizei keinerlei Gefahr aus – allerdings werde das Schreiben noch weiter untersucht.
Die Behörden schließen nicht aus, dass darüber hinaus weitere Briefe verschickt wurden. Die bisherigen Sendungen enthielten keinen Absender, hieß es. In diesem Kontext wurden mehrere Behörden, Organisationen und Stellen dafür sensibilisiert, dass ähnliche Schreiben dort eingehen könnten.
Martin P. hatte vor seiner Tat am 1. Oktober bei Nachbarn seiner Eltern einen Brief eingeworfen. Darin hatte er für Besucher des größten Volksfests der Welt ein „bombiges Erlebnis“ angedroht.
Nachbarn und Bekannte von Martin P. beschrieben ihn und seine familiäre Situation gegenüber unserer Zeitung als konfliktbeladen. „Der Vater von Martin war eher streng, alte Schule“, berichtete Günter S., ein Bekannter der Familie. Es hätte immer wieder Streit gegeben. Irgendwann sei Martin P. nach Brasilien ausgewandert. Laut Günter S. bekam er dort seine Tochter mit einer Brasilianerin, sei aber dann nach Deutschland zurückgekommen.
Die Polizei spricht ebenfalls davon, dass Martin P. die Haltung gehabt hätte, man habe sich ihm gegenüber nicht richtig verhalten. Deshalb habe er die Briefe an verschiedene Adressaten verschickt. G. WINTER, T. GAUTIER