Familienfehde ums Hirmer-Haus

von Redaktion

Ärger um Millionen-Verkauf – Cousin zieht vor Gericht

Zerstritten: Christian (l.) und Ulrich Hirmer. © A. Schmidhuber

Das berühmte Hirmer-Stammhaus in der Fußgängerzone. © Marcus Schlaf

Ein „Stück Münchner Kulturgut“: So nennt Ulrich Hirmer das Stammhaus des legendären Modehändlers in der Fußgängerzone. Das Gebäude mit der markanten Fassade wirkt so beschaulich und beständig. Es gehört seit über 100 Jahren zur Szenerie, die die Innenstadt prägt.

Mit der Beschaulichkeit ist es spätestens seit dieser Woche vorbei: Das Stammhaus ist zum Objekt eines erbitterten Familienstreits geworden. Am 30. September ist es verkauft worden – an den Münchner Immobilien-Unternehmer Erich Schwaiger (wir berichteten). Um diesen Verkauf gibt’s jetzt im Nachgang Stress – und zwar richtig! Bei Gericht ist ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingegangen. Diese soll verhindern, dass der Kaufvertrag in Kraft tritt. Ulrich Hirmer und sein Cousin Ferdinand berichten, dass der Antragsteller Christian Hirmer ist: also Ulrichs Cousin und Ferdinands Bruder. Alle drei halten Anteile am Unternehmen (Ulrich 50 Prozent, Ferdinand und Christian je 17 Prozent).

Dass es den Antrag bei Gericht gibt, haben Ulrich und Ferdinand nicht von Christian erfahren, sondern durch die Anfrage von Journalisten. Hintergrund des Streits ist die Frage, wer das Haus kaufen darf. Während Ulrich und Ferdinand überzeugt sind, mit Schwaiger den richtigen Partner gefunden zu haben, sieht Christian das offenbar anders. Nach einigen Runden im Verkaufsprozess war am Schluss neben Schwaiger noch ein weiterer Bieter übrig geblieben: eine Finanzgruppe aus London. Teil dieser Gruppe soll auch Christian Hirmer sein: So sagen es Ulrich und Ferdinand. Gegen die Auswahl des Käufers richtet sich nun der Antrag bei Gericht.

Ulrich und Ferdinand betonen: Der Verkauf sei exakt nach Gesellschafterbeschluss abgelaufen. Die Verhandlungen führten nicht die Gesellschafter, sondern die Geschäftsführung. Sie habe sich mit Schwaiger für „das beste Paket“ entschieden. Da gehe es nicht nur um den Kaufpreis, sondern auch darum, einen Partner aus München zu haben, der Hirmer einen langfristigen Mietvertrag garantiert. Denn: Der Modehandel soll hier in der Kaufingerstraße 28 genau so weitergehen wie gewohnt – bloß nicht mehr mit Hirmer als Eigentümer, sondern als Mieter. Wie lang die Vereinbarung mit Schwaiger genau laufen soll und um wie viel Geld es geht, wird nicht verraten. Ein Kaufpreis über 100 Millionen Euro darf aber als gesichert gelten.

Dass es Ärger geben wird, haben Ulrich und Ferdinand Hirmer geahnt. Sie haben bei Gericht vorab eine Schutzschrift hinterlegt – also ein Schreiben, in dem für den Fall der Fälle schon mal alle Argumente der Partei dargelegt werden. In den nächsten Tagen ist jetzt eine Entscheidung des Gerichts zu erwarten.

Ulrich Hirmer wirkt ebenso zuversichtlich wie abgeklärt: „Ich bin entspannt, weil wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Das war eine Weichenstellung für die Zukunft.“ Auf Nachfrage bestätigt er auch: Ohne diese Entscheidung hätte er jetzt Angst um die Firmenzukunft. Das Geld aus dem Verkauf verwendet Hirmer zum Teil für die Rückzahlung von Darlehen – und um Steuern zu bezahlen. Vor allem geht’s auch um Investitionen in die Zukunft der Firma.

Die Cousins Ulrich und Christian Hirmer haben sich zuletzt vor etwa drei oder vier Wochen persönlich getroffen. Die Atmosphäre dabei? Ulrich sagt, er könne „Geschäftliches und Privates gut trennen“. Ob es noch persönlichen Kontakt geben wird, wenn Christian Mitte 2026 planmäßig aus dem Unternehmen ausscheidet? Ulrich und Ferdinand sagen dazu nur: „Das wird man sehen.“ULI HEICHELE

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