Urteil nach 26 Jahren

von Redaktion

Lebenslange Haft für Mord an geschiedener Ehefrau

Seher Ö. wurde nur 28 Jahre alt. Der Mörder, ihr eigener Ehemann (rechtes Bild) wurde jetzt verurteilt. © sigi Jantz

Er ist schuldig des Mordes – und handelte aus niederen Beweggründen. Weil sich die Türkin Seher Ö. von ihrem Mann Hayati (58) scheiden ließ, brachte er sie auf brutale Weise um. Richter Norbert Riedmann verurteilte Hayati Ö. nun zu lebenslanger Haft. Mehr als 26 Jahre nach der Tat fand der Fall erst am Freitag sein Ende. Hinter der Familie der Getöteten liegt eine extrem lange und schwere Zeit.

Denn die Töchter der damals 28-jährigen Ehefrau hatten die Leiche 1999 im Kinderzimmer gefunden. „Die Mama ist tot“, sagte die Älteste. „Jetzt seid ihr ganz allein“, entgegnete Hayati Ö., wie der Richter gestern berichtete. Einem Bekannten hatte Ö. die Tat einst gestanden – doch er meldete sich erst 2023 bei der Polizei. Dann erst konnte das Mordkomplott aufgeklärt werden.

Denn lange galt der Tod der Vierfachmutter als Suizid. Mit einer Schlinge um den Hals war sie aufgefunden worden. Ein Gutachter schloss dieses Szenario jetzt im Prozess aber aus. Stattdessen wurde der Ehemann überführt. Das verletzte Ehrgefühl von Hayati Ö. gilt als Tatmotiv.

Dahinter steckt eine tragische Geschichte. Seher Ö. wurde laut Gericht mit ihrem späteren Mörder zwangsverheiratet. „Sie musste in der Familie dienen, für dessen Eltern und Bruder putzen und waschen.“ Sie wurde geschlagen, durfte nicht aus dem Haus, um Deutsch zu lernen. „Und sie musste in kurzer Zeit vier Kinder gebären, alles Mädchen“, so der Richter. Nachbarn halfen Seher Ö. ins Frauenhaus zu fliehen, sie zog um, erhielt später eine eigene Wohnung. Dort wurde sie dann ermordet. THI

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