Ein unverzichtbarer Anker

von Redaktion

Die Ukrainische Freie Universität feiert ihren 80. Geburtstag in der Landeshauptstadt

Kateryna Moiseienko flüchtete vor drei Jahren.

Universitätskanzler Dmytro Shevchenko.

Denys Tsaliuk studierte zuvor in Kiew.

Festakt im Saal des Alten Rathauses: Die Ukrainische Freie Universität ist seit 1945 in München ansässig, als viele Professoren und Studenten aus Prag emigrierten. © Martin Hangen (4)

„Slava Ukraini!“ So tönt es am Donnerstagabend aus dem Festsaal des Alten Rathauses. Dort hatten sich Studenten, deren Familien, Dozenten und Politiker zusammengefunden. Anlass: Der 80. Geburtstag der Ukrainischen Freien Universität (UFU) und die Verleihung zweier Ehrendoktortitel.

Die UFU gilt als Zentrum des ukrainischen Bewusstseins in Westeuropa. Sie wurde 1921 in Wien gegründet. Noch im gleichen Jahr zog die Universität nach Prag, wo sie 24 Jahre lang florierte. Als sich 1945 die sowjetischen Truppen den Grenzen von Prag näherten, verließen viele Professoren und Studenten die tschechische Hauptstadt und emigrierten überwiegend nach München. Hier setzte die UFU ihre Tätigkeit an der Barellistraße in Nymphenburg fort. Das Kultusministerium Bayern erkannte die von der Uni verliehenen Master-, Doktor- und Habilitationstitel voll an. Gelehrt wird auf Ukrainisch, Deutsch und Englisch. Heute sind dort rund 900 Studenten eingeschrieben. „Die UFU ist ein unverzichtbarer Anker. Für die Menschen damals so wie heute auch wieder“, sagte Stadtratsmitglied Professor Jörg Hoffmann bei seiner Rede im Alten Rathaus in Vertretung des Oberbürgermeisters.

Auch für Studienrat Denys Tsaliuk ist die UFU wie ein Anker. Er kam vor drei Jahren in die Landeshauptstadt. Davor studierte er in Kiew internationale Beziehungen. Dem 22-Jährigen gefällt an seinem Management-Studium in Deutschland, dass er hier mehr internationale Freunde kennenlernt als in seiner Heimat. Zusätzlich ist seiner Meinung nach das Bildungssystem hier besser als in der Ukraine. „Hoffentlich kehren viele junge Ukrainer nach dem Krieg in die Heimat zurück und verbessern mit ihrem Wissen das System.“ Hat er mal frei vom Studium, ist Denys in Deggendorf, denn er spielt für die dortige Spielvereinigung Fußball.

Kateryna Moiseienko flüchtete vor drei Jahren vor den unzähligen Bombeneinschlägen in ihrer Heimatstadt Tschernihiw. In München angekommen, begann die 40-Jährige mit einem Studium in Management und Pädagogik, weswegen sie fleißig Deutsch lernt. Verglichen mit ihrem Finanzmanagement- und Ökonomie-Studium in der Ukraine findet sie den Ablauf in Deutschland erfrischend, weil sie nun neben ihrem eigentlichen Fach weitere Kurse wählen kann, was in der Heimat nicht möglich war. In München arbeitet sie außerdem ehrenamtlich für die Caritas.

Auch Roksolana Kovbel (27) studiert an der UFU – im fünften Semester Psychologie. Bevor sie an den Tegernsee zog, lebte sie in Kiew, wo sie Schauspiel studierte. Aus dieser Zeit kommen auch ihre liebsten Erinnerungen an die Heimat, als sie ein Praktikum im Theater machte.NICK MANDEL

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