Ich gebe es ganz offen zu: Ich bin fasziniert von einer Straftat! Es ist der Einbruch im Louvre von Paris, der mich so anzieht. Spektakuläres Ziel, raffiniert eingefädelt, präzise ausgeführt, am helllichten Tag, niemand verletzt – Chapeau, das war schon ein sehr beeindruckender Raub, von dem man noch lange sprechen wird. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich hege normalerweise keine Sympathie für Verbrecher. Aber in diesem Fall bin ich irgendwie beeindruckt – auch wenn das natürlich eine ganz verwerfliche Tat war.
Ich war übrigens noch nie im Louvre. Als ich mir damals die Mona Lisa anschauen wollte, haben die Museumsaufseher gestreikt. Deshalb hab‘ ich’s nur bis vor die Tür geschafft. Vielleicht war ich sogar genau da, wo jetzt diese Hebebühne stand. Weiß ich nicht mehr so genau, aber es hebt meinen Nervenkitzel bei den Nachrichten aus Paris. Hätte ich erkannt, dass es keine Bauarbeiter sind? Wohl eher nicht. Auch wenn ich es sicher komisch gefunden hätte, dass die Fenster aufflexen. Aber wer weiß schon, was für einen Auftrag die hätten bei so einem alten Gebäude, bei dem vielleicht nicht mehr alles so funktioniert. Inklusive Fensteröffner.
Seit vergangener Woche habe ich nun das Gefühl, ich stecke in einer Art Live-Show eines True-Crime-Podcast. Als die Meldung in den Nachrichten kam, war ich zunächst überrascht und schockiert. Dann musste ich aber auch schmunzeln. Wie konnte den Franzosen das passieren? Wie einfach ist es, in ein weltberühmtes Museum einzubrechen? Wie peinlich ist das denn? Kann bzw. darf man tatsächlich derart wertvolle Objekte mal so in die Tasche packen? Aber gerade wir Deutschen sollten uns nicht zu lustig machen. Ich erinnere nur an den Goldschatz-Diebstahl im Römer- und Keltenmuseum in Manching oder ans „Grüne Gewölbe“ in Dresden.
Trotzdem war das im Louvre schon filmreif. George Clooney findet das ja auch. George und ich – das hätte ich auch nie gedacht, dass ein berühmter Hollywoodschauspieler und ich mal einer Meinung sein könnten. Ob Danny Ocean das auch in vier Minuten durchgezogen hätte? Überhaupt: vier Minuten! Bei der Bahn wäre das nicht mal eine Verspätung. Aber wie lang das sein kann, wissen wir aus den Verlängerungen bei Fußballspielen. Da kann es spielentscheidend sein – beim Louvre war’s das auch.
Mit Spannung verfolge ich nun, wie das Ganze weitergeht. Zwei Diebe sind bereits gefasst. Was war ihr Motiv? Wer sind die anderen? Wird man den Schmuck je zurückbekommen? Wie geht die Jagd auf die Täter weiter? Dieser Louvre-Coup ist schon ein schräger Mix aus spektakulärem Kunstraub und frecher Unterhaltung. Zum Beispiel die Werbeanzeige dieser deutschen Kranfirma, von der der Lift stammt, mit dem die Diebe eingestiegen sind. „Wenn’s mal wieder schnell gehen muss.“ Ganz mein Humor. Genau wie das Video, bei dem sich die Mona Lisa eine Rüstung anlegt, um sich zu schützen. Grandios. Für heute Abend habe ich mir übrigens schon einen Filmklassiker rausgelegt: Topkapi. Es geht um den Einbruch in ein Museum.