Blieb gelassen: Axel Steinbach in der Kontrolle.
Einen weiten Weg hatten noch Andreas Kiehlmann und David Frey vor sich. Sie waren in einem Transporter unterwegs.
Großeinsatz: Mehr als 30 Beamte waren bei der Verkehrskontrolle direkt am Mittleren Ring eingeteilt. © Marcus Schlaf (4)
Mehr als 11,11 Millionen Euro Beute haben sich Einbrecher im vergangenen Jahr in München zusammengeklaut. Heuer, das zeigt eine Prognose der Polizei, wird diese Zahl wohl noch raufgehen. Allein in der vergangenen Woche wurden den Beamten knapp 20 Einbrüche im Stadtgebiet gemeldet. Die dunkle Jahreszeit hat begonnen und damit die Hochsaison der Einbrecher. Nicht zuletzt deshalb gibt es bayernweit intensive Verkehrskontrollen, an denen sich auch München am Donnerstag beteiligte. An der Zufahrt zur Autobahn 96 wurden Wagen genau durchleuchtet. Einen zweiten Polizei-Schwerpunkt gab es in Schwabing, kurz nach der Einschleifung der A9, direkt an der Zufahrt Mittlerer Ring. Achtung, Kontrolle!
Es ist 16 Uhr, als sich mehr als 30 Beamte der ersten Einsatzhundertschaft auf der Standspur in Position bringen. Ihre Aufgabe: die Autos kontrollieren, die zuvor von Zivil-Fahndern herausgewunken wurden. Im besten Fall sollten dabei Einbrecher erwischt werden. Grundsätzlich dienen die Aktionen aber auch dazu, Präsenz zu zeigen und potenzielle Täter abzuschrecken. Da Einbrecher in der Regel für ihre Taten anreisen, waren Wagen mit auswärtigen Kennzeichen und Leihautos interessant. „Wir schauen, ob Fahrzeug und Fahrer zusammenpassen“, verrät Gruppenführer Dominik Schweiger. Auch die Ladung eines Lieferwagens liefert Anhaltspunkte. Auffällig auch, wenn ein Wagen vermüllt ist.
Der Audi von Axel Steinbach, der an diesem Nachmittag herausgezogen wird, ist picobello. Entsprechend gelassen bleibt der Mann aus Neufahrn. „Ich bin selbst für Ordnung“, sagt er. Deshalb habe er Verständnis für die Kontrolle. Zehn Euro muss er Strafe zahlen, weil er seinen Führerschein nicht dabeihat. „Natürlich könnte ich diskutieren“, sagt der 59-Jährige. Letztlich lag der Fehler bei ihm – und die Polizisten würden nur ihren Job machen.
Etwas ungemütlicher wird es für einen Mann aus Italien, in dessen mit Herzchen beklebten Toyota Aygo ein Schal von Juventus Turin liegt. Das Auto wird auf links gedreht, der Italiener, der weder Deutsch noch Englisch spricht, muss einen Drogen-Schnelltest machen. Nach ein paar Minuten ist klar, dass er „sauber“ ist. Ein Autofahrer wird an dem Nachmittag aber mit zu viel Alkohol im Blut hinterm Steuer erwischt, zwei Personen haben die Cannabis-Grenzwerte überschritten. Auch sie erwartet ein Bußgeldverfahren.
Bei einem Handwerker-Lieferwagen dauert die Kontrolle ebenfalls länger: Nicht alles, was sich auf der Ladefläche befindet, ist akkurat befestigt. Auch Andreas Kiehlmann und David Frey sind in der Baubranche tätig und werden bei der Kontrolle herausgewunken. Herausforderung für sie: In dem Leihtransporter, mit dem sie für eine Betonfirma unterwegs sind, auf Anhieb das Warndreieck zu finden. Die beiden bleiben entspannt angesichts der Fragen der Polizisten. „Warum sollen wir uns aufregen?“, fragt der 46-jährige Kiehlmann. Für sie geht es noch 420 Kilometer weiter bis nach Thüringen.
Bei der Aktion werden bis zum frühen Abend 75 Fahrzeuge und 139 Personen überprüft. Auch wenn 13 Ordnungswidrigkeiten beanstandet wurden: Einbrecher gingen der Münchner Polizei diesmal nicht ins Netz. NADJA HOFFMANN