Auf der Suche nach Scarlett

von Redaktion

Seit fünf Jahren vermisst – Plakataktion in Schwabing soll neue Hinweise bringen

Hofft auf Hinweise: Scarletts Vater Ralf Salice. © Youtube

Den Suchaufruf gibt‘s auch auf Smoothie-Flaschen.

Verschwand im Schwarzwald: Scarlett Salice.

„Was ist mit meinem Kind passiert?“ Mit einem Plakat in Schwabing sucht Scarletts Vater nach seiner vermissten Tochter. © Bernd Ducke, Youtube, truefruits, privat

Scarlett Salice verschwand am 10. September 2020 spurlos im Schwarzwald. Fünf Jahre später ist sie in München zu sehen – als Foto auf einem XXL-Plakat in Schwabing. „Was ist mit meinem Kind passiert? 100 000 Euro Belohnung“ steht auf der 100 Quadratmeter großen Plane an der Ecke Leopold-/Potsdamer Straße. Darauf sind zwei Fotos der damals 26 Jahre alten Frau zu sehen: das große ist ein Selfie vor einem Weizenfeld, das kleinere zeigt sie bei ihrer Wanderung im Schwarzwald.

Scarletts Vater Ralf hat das Plakat am Montag in Schwabing aufhängen lassen – mit finanzieller Unterstützung eines Smoothie-Herstellers. Bis Ende des Monats soll es da hängen. Die Hoffnung der verzweifelten Familie: endlich neue Hinweise auf Scarlett!

Die junge Frau aus Bad Lippspringe (Nordrhein-Westfalen) war vor fünf Jahren während einer Solo-Wanderung auf dem Schluchtensteig im Südschwarzwald verschwunden. Am 10. September 2020 um 10.14 Uhr wurde sie in einem Edeka-Supermarkt im Örtchen Todtmoos letztmals gesehen – ein Standbild der Überwachungskamera zeigt sie in ihrer dunkelblauen Wanderhose mit Corona-Maske und ihrem roten Osprey-Rucksack.

Kurz vor 11 Uhr schrieb die 1,60 Meter große Frau noch eine letzte WhatsApp-Nachricht an Angehörige – seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihr. Mehrere Suchen mit Hubschraubern, Hunden und Drohnen blieben erfolglos – selbst ein Beitrag in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY. . . vermisst“ brachte nichts. Die Polizei Freiburg ermittelt heute noch immer, bisher aber vergeblich.

Vater Ralf Salice und Scarletts gesamte Familie leben seitdem einen täglichen Albtraum – jetzt starten sie einen neuen Versuch in München. „Wir hoffen einfach, dass wir jetzt auch mal einen Hinweis kriegen, der uns auf die richtige Spur bringt“, sagt er in einem Video zur Aktion. „Jeder kleinste Hinweis kann die Lösung sein.“

12 000 Euro lobte Ralf Salice schon vor Jahren für Hinweise aus, die zu Scarletts Auffinden führen. Der Smoothie-Hersteller Truefruits legt jetzt noch mal 88 000 Euro drauf. Die Firma bezahlte auch das Plakat in Schwabing, so eine Sprecherin auf Anfrage. Es hänge in München, weil Todtmoos und Bad Lippspringe zu klein seien. „Am Standort in München gehen tausende Menschen täglich vorbei, so haben wir eine höchstmögliche Sichtbarkeit.“

Zusätzlich ließ das Unternehmen Scarletts Gesicht und Geschichte auch auf seine Flaschen drucken – laut Truefruits stehen sie jetzt in rund 30 000 Supermärkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Auf Scarletts Plakat in Schwabing gibt es keine Telefonnummer – sondern einen QR-Code. Wer ihn mit dem Handy scannt, kommt auf die Webseite truefruits-vermisst.com. Dort kann man Hinweise per Kontaktformular angeben.

Auf der Seite wird auf einen zweiten Vermisstenfall hingewiesen: die kleine Hilal Ercan aus Hamburg. Sie wollte im Januar 1999 in einem Supermarkt Kaugummis kaufen. Und wurde von Unbekannten in ein Auto gezerrt. Jetzt hängt in Hamburg ein Groß-Plakat mit ihrem Foto. Hilals Familie hofft mit dieser Aktion auf einen Durchbruch. Genau wie Scarletts Liebsten mit dem riesigen Plakat in Schwabing.THOMAS GAUTIER

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