Dieser Nachfolger ist ein Volltreffer

von Redaktion

Maxvorstadt: Schelling-Salon wechselt nach 153 Jahren Wirts-Familie

Silvia Mehr mit ihren Nachfolgern Christoph Klingele und seinen Kindern.

Wie oft müssen wir berichten, dass wieder ein Stück Münchner Tradition stirbt. In diesem Fall endet zwar eine einmalige Ära in der Gastronomie – doch es gibt frohe Kunde: Alles soll so bleiben, wie es ist. Und das bisserl, das sich ändert, dürfte alle freuen. Doch der Reihe nach.

Silvia Mehr, die den Schelling-Salon (Maxvorstadt) in vierter Familien-Generation betreibt, hört Ende des Jahres auf. Seit seiner Eröffnung 1872 befand sich das Kult-Café in Familienbesitz. Die Nachfolger wollen und werden aber „den Geist und die Geschichte dieser einmaligen Institution fortführen“, betonen Christoph Klingele (65) und seine beiden Kinder Anna-Sophia (31) und Leander (28). Klingele ist ein Urgestein der Branche, seine Kinder haben das Gastro-Gen in sich und auch Management studiert. Zu dritt betreiben sie das Café Puck in der Türkenstraße.

Das Haus Ecke Schelling-/Barer Straße ist in Familienbesitz der Mehrs, und so wird Silvia im ersten Jahr der neuen Ära oft aus ihrer Wohnung runterkommen. „Ich sage jetzt schon den Stammgästen: Ab 2026 bin ich als Gast hier und schaue, ob ihr euch gscheid aufführt“, grinst sie. Sie wird mithelfen und mit Rat und Tat zur Seite stehen, wofür die „Neuen“ dankbar sind. Man will die Stammgäste halten, neue Kundschaft anlocken und die Mischung so lassen, wie sie ist, sprich: alle von Eltern mit (Klein-)Kindern bis zum Stammgast seit 80 Jahren.

Silvia Mehr hat Augustiner gefragt, ob die Brauerei die Wirtschaft pachten und einen Nachfolger suchen will. Augustiner wollte. Die Klingeles erhielten den Zuschlag, Brauerei und Mehr fanden Konzept und Familienbande prima. „Es wird nichts umgebaut“, betont die Wirtin. „Tische, Stühle, Bilder, Billardtische, Tischtennisplatten und Kicker im Keller, alles bleibt.“ Natürlich blutet ihr ein bisserl das Herz, aber: „Lieber den Salon retten, als dass es mich irgendwann derbröselt – und keiner macht weiter.“

Bleiben wird auch die bayerische Küche, Augustiner und Schneider Weisse. Veränderungen gibt es „ganz behutsam und sanft“, so die Neuen. Zum Beispiel wird man nicht nur bar zahlen können. Man will sieben Tage öffnen (statt bisher fünf). Musik? Wenn, dann ganz dezent im Hintergrund. „Der Salon macht die Musik.“ Anna-Sophia freut sich übrigens aufs erste Schafkopf-Turnier. Herz bleibt Trumpf.MATTHIAS BIEBER

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