Wir tanzen weiter

von Redaktion

Die Marktfrauen läuten heute, am 11.11., den Fasching ein

Der Höhepunkt des Münchner Faschings ist jedes Jahr der Tanz der Marktweiber auf dem Viktualienmarkt. Fünf Tänzerinnen gehen dann in den Ruhestand. © Peter Kneffel/dpa

Leichtigkeit erfordert manchmal hartes Training. So ist es jedenfalls beim alljährlichen Tanz der Marktfrauen. Beim Auftakt der Faschingssaison geben sie heute ab 11.11 Uhr eine Kostprobe ihres Könnens. Dann wird auf dem Viktualienmarkt auch das neue Prinzenpaar der Narrhalla vorgestellt. Dieser Tag markiert nicht nur den Beginn der Gaudi-Saison, sondern auch ein Stück Rückkehr in die Münchner Normalität. Denn: Im zurückliegenden Februar war der Tanz der Marktfrauen am Faschingsdienstag ausgefallen – wegen des Anschlags auf einen Verdi-Demonstrationszug mit zwei Toten.

Jetzt kehrt die Freude zurück auf den Markt – mit der Tanzgruppe in bekannter Besetzung. „Wir tanzen die Linie 8 und noch zwei weitere Stücke“, berichtet Susi Müller, die neue Sprecherin der tanzenden Marktfrauen. Sie hat sich in diesem Jahr den Posten mit Christl Lang geteilt. Eigentlich war deren Abschied vergangenen Fasching geplant gewesen, aber wegen der Absage wurde der letzte Tanz der altgedienten Marktweiber auf Februar 2026 verschoben. Einige sind über 70, und fünf hören aus Altersgründen auf.

Zwischendurch hat man schon die Sorge gehört, dass die Tanz-Tradition mittelfristig vor dem Aus stehen könnte. Aber davon ist jetzt keine Rede mehr, weiter geht’s! Müller: „Im Moment werben wir schon Nachwuchstänzerinnen an.“

Auch, wenn es nicht ganz einfach ist, Neue zu finden. Denn künftige Tänzerinnen müssen Zeit mitbringen. Ein- bis zweimal pro Woche gibt’s zwei bis drei Stunden Training: „Das ist so ähnlich wie bei den Schäfflern. Wie sie sind wir ein Teil der Münchner Tradition.“ Der Tanz der Marktweiber ist der Höhepunkt des Münchner Straßenfaschings und zieht jedes Jahr tausende Besucher an. Die Kostüme sind fantasievoll gestaltet und spiegeln oft die jeweiligen Stände wider, zum Beispiel durch Dekorationen aus Obst, Gemüse oder Käse.

Auch Marco Stohr, Sprecher der Marktkaufleute, hängt am Fasching: „Für mich ist es der Anfang vom neuen Jahr. Geschäftlich passiert in der Zeit vom 11.11. bis zum Faschingsdienstag sehr viel.“ Er hofft, dass der Tanz am Faschingsdienstag auch zukünftig gesichert bleibt. Im Hinterkopf hat er die hohen Kosten, die für die Sicherheit fällig werden. Stohr spricht von sechsstelligen Summen, die über die Förderung der Faschingsvereine unter anderem von der Stadt übernommen werden. In Zeiten knapper Kassen befürchtet er, dass bald schon Schluss damit sein könnte. „Ich würde mir wünschen, dass die Stadträte voll hinter den Faschingsveranstaltungen hier am Viktualienmarkt stehen und dass das auch weiterhin stattfindet – wie auch immer es finanziert wird.“

Derweil holt Susi Müller ihr Kostüm aus dem Schrank. Passend zu ihrem Marktstadl „Kraut & Müller“ hat sie sich Gemüse und Schwammerl um den Hals gehängt. Ihren Rock zieren Gummiringe von Einmachgläsern.M. WANDINGER, G. WINTER

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