MÜNCHNER FREIHEIT

Mit dem „Söder-Effekt“ ins Museum

von Redaktion

Unser Kunstminister will die Generation TikTok in die bayerischen Museen locken. Dort sei noch viel Luft nach oben, hat Markus Blume jüngst unserer Zeitung erklärt. Sowohl bei den Einnahmen, als auch beim Platz. Mit anderen Worten: In der Staatsgemäldesammlung soll es bald so zugehen wie im öffentlichen Nahverkehr auf dem Weg zum Bayern-Spiel in die Allianz-Arena. Na bravo!

Man sollte bei der Kunst keine Angst davor haben, populär zu sein, findet Blume. Wahrscheinlich guckt er gerade neidisch nach Wiesbaden. Da fluten aktuell hunderte von TikTokern das Museum. Wegen einem bislang eher unbekannterem Jugendstil-Gemälde des Malers Friedrich Wilhelm Theodor Heyser: Ophelia. Der Schinken, Pardon, das Werk aus dem Jahr 1900, hängt schon seit acht Jahren im Wiesbadener Museum, hat aber bisher nur Insider interessiert.

Doch jetzt kam der „Swift-Effekt“. Also Taylor Swift. Die Sängerin, die diesen NFL-Footballspieler heiraten will und in München locker mal zehntausende Fans den Olympiaberg erklimmen ließ. Menschen, die sonst beim Thema Wandern eher einen Asthma-Anfall simulieren.

Das Gemälde in Wiesbaden war offensichtlich die Inspiration für die Anfangsszene ihres Musikvideos „The Fate of Ophelia“ auf Swifts neuestem Album. Wie Taylor sich da so dekorativ im weißen Nachthemd in einer Pfütze räkelt – sieht genau aus wie auf dem Bild. Die „Swifties“, also die Fans der Sängerin, wollen nun alle selbst sehen, wo ihre Taylor abgekupfert hat.

So einen Coup hätte Blume sicher auch gern in Bayern gelandet. Hätte er sogar haben können. Das Ophelia-Gemälde ist 2017 versteigert worden – in München. Zu Blumes Rettung: Da war er noch nicht Kunstminister. Aber jetzt kennt er das Rezept: Man nehme einen beliebten Promi mit hohem Social-Media-Faktor, stelle mit ihm ein „lebendiges Gemälde“ nach und – zackbumm – Bild sowie Museum werden zur Fan-Pilgerstätte. Welchen Influencer könnte man dafür in Bayern nehmen? Taylor Swift ist raus, auch wenn sie durch ihren Ur-Ur-Urgroßvater bayerische Wurzeln hat.

Aber vielleicht wär das ja was für Blumes Chef, sprich Ministerpräsident Markus Söder. Man denke nur mal an den Hype um seinen hässlichen Weihnachtspulli. Oder an seine Kebab-Kampagne. Irgendwo sollte doch wohl auch in einem bayerischen Museum so ein unbekannter Schinken hängen, den Söder nachstellen könnte. Und verkleiden kann er sich – das hat er beim Frankenfasching gezeigt. Seinen nächsten Auftritt könnte er dann als Gemälde-Influencer hinlegen. Alles im Dienste der bayerischen Museen! Außerdem: Über diesen „Söder-Effekt“ könnte nicht mal Robert Habeck lästern.