Die Kult-Karawane zieht weiter

von Redaktion

Lach- und Schießgesellschaft ist jetzt im alten Gasteig – Erste Vorstellungen ab Januar

Sorgen für Stimmung: Die Musiker der Express Brass Band begleiten den Lach-und-Schieß-Tross.

Führt die bunte Gruppe an: Chef Till Hofmann.

Bewegte Stimmung: Rund 200 Künstler und Freunde ziehen durch die Stadt. © Fotos: Michaela Hartmann

Die wunderbare Aufrechterhaltung eines wichtigen kabarettistischen Münchner Denkmals“ – so nennen Frank Smilgies und Sebastian Rüger das, was gestern vonstatten ging: den Umzug der Münchner Lach- und Schießgesellschaft von Schwabing nach Haidhausen. „Der alte Raum ist weg“, sagen die Kabarettisten, die eng mit dem Ensemble der Lach und Schieß befreundet sind, „aber der Spirit bleibt!“

Angeführt von Alt- und Neu-Geschäftsführer Till Hofmann und der Express Brass Band zog eine rund 200-köpfige Truppe aus Künstlern, Freunden und Fans von der Ursulastraße 9 ins Fat Cat im alten Gasteig. Seit 1956 residierte die Lach und Schieß, eine Bastion der Meinungsfreiheit, im Schwabinger Haus. „Der Laden“ wurde die Spielstätte oft familiär genannt – jetzt zog das Ensemble das gelbe Leuchtschild mit dem Kabarett-Namen auf einem Leiterwagen ins neue Zuhause.

Die Stimmung im Tross war bewegt. „Es ist so schade“, trauern die Besucherinnen Maria Lobner (71) und Katharina Renkle (74), „ein gutes altes Stück Münchner Kultur geht verloren. Aber natürlich kommen wir auch ins Fat Cat. Es muss ja weitergehen.“ Am hinteren Ende des Zugs zeigt sich Ex-OB Christian Ude, der sich seit Jahren für den Erhalt der von Geld- und Raumnöten gebeutelten Lach und Schieß einsetzt, optimistischer. „Das Schlimmste hat die Lach und Schieß schon vor drei Jahren überstanden, als die Insolvenz knapp bevorstand“, sagt er. „Natürlich wird sie diesen Umzug überleben! Einen würdigeren Ort als die Philharmonie im Gasteig gibt es doch nicht.“

Rebellisch geordnet geht es zunächst unter Brass-Klängen in die U-Bahn, in der die Fahrgäste sofort mitwippen, dann am Marienplatz in die S-Bahn. Der weißblaue Himmel hält seine Hand über den Umzug, denn es kommt gerade im passenden Moment eine S-Bahn zum Rosenheimer Platz, wo doch an diesem Wochenende die Stammstrecke fast ganz lahmgelegt ist. Am Fat Cat angekommen, schrauben zwei Helfer das Leuchtschild an eine der roten Säulen.

„Wir wollen hier bleiben, so lange es geht“, sagt Lach-und-Schieß-Geschäftsführer Till Hofmann. „Es ist nur eine Zwischennutzung, vielleicht sogar nur für ein Jahr. Aber es lohnt sich, denn die Alternative wäre ja gar nichts.“ Dieter Reiter, der sich der Karawane unterwegs angeschlossen hat, spricht spontan ein Grußwort. „Es sind wilde Zeiten. Da ist es auch ein Meilenstein, dass die Lach und Schieß umzieht“, meint er. Und auch er setzt hinzu: „Ich hoffe, der Spirit ist mit umgezogen. Die Stimmung heute ist ja schon gut.“

Das neu gehisste Schild wird zuletzt von Kabarettist Josef Hader abgenommen, der extra dafür aus dem fernen Wien angereist ist. „Dees basst total“, gibt er die Arbeit frei. Sven Kemmler und Christl Sittenauer, ihres Zeichens ebenfalls Kabarettisten, taufen die neue Spielstätte dann noch, bevor alle zusammen die neue Lage mit Sekt und Bier begießen. Im Januar wolle man mit den ersten Vorstellungen starten, kündigt Hofmann an. Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft wurde 1956 von Sammy Drechsel und Dieter Hildebrandt gegründet. Mit dem jetzigen Umzug geht eine legendäre Ära zu Ende – und ein Theater wird neu geboren.ISABEL WINKLBAUER

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