Horror-Haus zu verkaufen

von Redaktion

Nach Amok-Lauf vom 1. Oktober in der Lerchenau: Familie zieht aus

So präsentierte sich Martin P. im Internet. © privat

So wird das Haus in einem Internetportal für Immobilien inseriert – für mehr als 1,7 Millionen Euro.

Völlig ausgebrannt: das Haus in der Glockenblumenstraße.

Das Haus in der Lerchenau ist eine Ruine – so zerstört wie die Familie, die einst darin lebte. Handwerker Martin P. (57) tötete hier am 1. Oktober seinen Vater (90), verletzte seine Mutter (81) und die eigene Tochter (21). Er setzte das Haus in Brand und erschoss sich dann am Lerchenauer See (wir berichteten).

An den Ort dieser furchtbaren Tragödie will Familie P. nie wieder zurück. Sie verkauft jetzt das Horror-Haus an der Glockenblumenstraße, das rund 50 Jahre lang ihr Zuhause war.

Erst auf den zweiten Blick fällt ein kleines weißes Plakat am Gartenzaun auf. „Grundstück zu verkaufen 740 qm“, steht darauf. Dazu ein QR-Code und die Mail-Adresse des Maklers. Der hat das Angebot auch auf eine Immobilien-Plattform ins Internet gestellt. Dort steht der Preis, den Familie P. für das Haus abruft: 1,745 Millionen Euro soll das Grundstück kosten – erst mal als Verhandlungsbasis.

Das Grundstück sei „direkt vom Eigentümer“, steht in dem Angebot. Also ohne Provision. Der Grund: Der Makler ist ein Freund der Familie, als solcher will er auch nicht mit Namen in der Zeitung stehen, sagt er – er helfe der Familie nur, das Ganze möglichst schnell hinter sich zu bringen.

Laut Makler-Exposé setzt sich der Preis folgendermaßen zusammen: Für den Quadratmeter Grund orientiert er sich am Bodenrichtwert von 2200 Euro – macht für 740 Quadratmeter insgesamt 1,628 Millionen Euro. Dazu kommen 117 000 Euro für die Räumung des Hauses. Das ist unbewohnbar. „Das Haus wird abgerissen“, bestätigt der Makler auf Anfrage.

Vater Johann P. hatte das Haus an der Glockenblumenstraße laut Nachbarn Mitte der 1970er-Jahre selbst gebaut. Er und seine Frau zogen dort Martin P. und dessen Schwester groß, später lebte auch die Enkelin dort. Doch Vater und Sohn waren laut Nachbarn seit Jahrzehnten stark zerstritten – es war wohl ein Motiv für die schreckliche Tat am 1. Oktober. Auch mit seiner Tochter hatte der erfolglose Starnberger Handwerker ein sehr schlechtes Verhältnis: Er hatte sich sogar gerichtlich erbittert gegen die Vaterschaft gewehrt.

Bei seinem Amoklauf am 1. Oktober hatte der Killer um 4.40 Uhr in der Früh selbst gebastelte Sprengsätze gezündet. Seine Mutter und seine Tochter konnten sich verletzt aus dem Haus retten, Vater Johann starb in einem Zimmer. In einem Schreiben hatte Martin P. auch mit einer Bombe auf der Wiesn gedroht. Daraufhin war das Oktoberfest an diesem Tag bis 17 Uhr gesperrt und durchkämmt worden.

Nach der schockierenden Tat zogen Mutter und Enkelin fort. Wohin es sie nach dem Kauf ziehen wird, ist unbekannt. Hauptsache nicht zurück an die Glockenblumenstraße.THOMAS GAUTIER

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