Der Musiker Konstantin Wecker kommt nicht aus den Schlagzeilen. © Peter Kneffel/dpa
In der Kunstgeschichte – vor allem in der Literatur – gibt es immer wieder Beispiele von toxischen Beziehungen zwischen einem (un-)reifen Mann und einem minderjährigen Mädchen. Allen voran wohl Vladimir Nabokovs „Lolita“ – sie ist ungefähr 14, er etwa 30 Jahre älter. Handfeste Skandale gibt es immer wieder mal in der Rock- und Popwelt. Der einstige Stones-Bassist Bill Wyman soll 46 und Mandy Smith 13 gewesen sein, als sie zusammenkamen. Und jetzt also die Schlagzeilen um Konstantin Wecker (78), Poet und Musiker.
Er war 63, sie 15. Die heute 30-Jährige hatte sich nun bei der „Süddeutschen Zeitung“ gemeldet und ihre Geschichte erzählt, dabei zahlreiche WhatsApp, Mails und Tagebuch-Aufzeichnungen aus der Zeit ihrer toxischen Beziehung zum berühmten Liedermacher mitgebracht. Laut „SZ“ hatte Wecker dem Mädchen u.a. geschrieben: „Ich sehe oft keine Jugend oder Alter, sondern nur noch Bewusstseinsstufen.“
Zwischen Frühjahr 2011 und Sommer 2012 hätten sich die beiden fast täglich geschrieben und nachts häufig telefoniert. Wecker sei oft betrunken gewesen. Über seinen Anwalt lässt Wecker ausrichten: Sein Klient habe damals „sehr viel und über längere Phasen Alkohol konsumiert“. Das sei zwar keine Entschuldigung, aber Wecker möchte „zum Ausdruck bringen, dass er damals nicht Herr seiner Sinne gewesen sei“. Wecker möchte „sein tiefstes Bedauern ausdrücken“. Der Jurist sagt, sein Mandant könne sich an die damalige Zeit kaum erinnern. Es habe sich nach der Erinnerung des Künstlers aber um eine einvernehmliche Beziehung zu der jungen Frau gehandelt, „die allerdings unter moralischen Maßstäben ein gänzlich unangemessenes Verhalten seinerseits darstellte“. Sein Mandant gehe davon aus, „damals keinerlei strafbare Handlungen im Umgang mit der betroffenen Frau begangen zu haben“.
Küsse und sexuellen Verkehr habe es erst gegeben, als das Mädchen 16 geworden sei. Viermal hätten sie miteinander geschlafen – stets in Hotels. Damals, so die alleinerziehende Mutter (das Kind ist nicht von Wecker), hätten ihre Depressionen begonnen. Bis heute leide sie unter den traumatischen Erlebnissen und arbeite mit einer Therapeutin zusammen. „Unfassbar anstrengend“ sei der Kampf mit der Vergangenheit.
Wecker damals in einer Nachricht: Wenn sie ihn liebe, müsse sie verstehen, „wo und in wie vielen Welten“ er manchmal lebe. 2017 ließ sie den Kontakt noch mal aufflammen, indem sie ein Konzert des Münchners besuchte. Sie sei betrunken gewesen, schließlich landeten beide im Bett. Sie habe sich beweisen wollen, dass doch nicht alles so schlimm war, sie habe ihn trotz allem vermisst – und gehofft, dass sie doch noch platonische Freunde werden könnten. Zwei Jahre später habe dann Wecker geschrieben, er wäre gerne ihr „väterlicher Freund“. Und: Er habe nie aufgehört, sie zu mögen.
Wie ist die Rechtslage? Wecker hatte angeblich der 15-Jährigen mitgeteilt, dass sie erst intim werden dürfen, wenn sie 16 ist, Stichwort „Schutzalter“. Wir fragen nach bei den Unabhängigen Bundesbeauftragten gegen sexuellen Missbrauch von Kindern. Ab 14 dürfen demnach Jugendliche entscheiden, mit wem sie intim werden. Über die Mündigkeit der jugendlichen Person entscheidet vor Gericht aber der Einzelfall. Ausnahme: Es gibt ein Schutzbefohlenen-Verhältnis, das heißt, der Teenager ist dem Erwachsenen zur Erziehung oder Betreuung anvertraut.
Damals, so Weckers Anwalt, sei sein Klient „nicht Herr seiner Sinne“ gewesen. Er und seine Frau Annik seien getrennt gewesen. „Es war eine herausfordernde Zeit, in der er sich, aus seiner Sicht, eindeutig nicht bewährt hat.“ Wecker sei derzeit „schwer erkrankt“ und befinde sich „sicherlich noch Wochen“ in stationärer Behandlung. Über seinen Anwalt erklärt der Musiker außerdem: „Ich möchte die betroffene Frau um Entschuldigung bitten. Ebenso möchte ich bei meinen Fans und Anhängern um Entschuldigung bitten, dass meine Musik erneut in meinem Leben nicht das einzige ist, womit sie sich beschäftigen.“MM