Johann Le Guillerm steht auf seiner eigenen Holzkonstruktion im Theaterzelt des Tollwood. © Laurençon
Die Zelte leuchten wieder, der Christbaum aus Discokugeln funkelt am Eingang: Es ist Tollwood-Zeit in München – am Dienstag hat das Winterfestival begonnen (bis 23. Dezember) – das heißt: rund vier Wochen Glühwein, feine Speisen und Spektakel. Ein besonderes Highlight wartet heuer im Theaterzelt mit der Aufführung „Terces“ von Johann Le Guillerm. Am Dienstag feierte „Terces“ Premiere – die Eindrücke von der Show:
Der Erbauer erklimmt sein eigenes Werk. Johann Le Guillerm klettert auf das Dach seiner pavillonartigen Holzkonstruktion, steht oben im Rampenlicht. Das Publikum im Theaterzelt tobt. Zuvor wurde es Zeuge, wie der Künstler die Konstruktion eigenhändig entstehen ließ. Allein mit unzähligen Holzstangen: Ohne Kleber, ohne Schrauben – nur durch Schwerkraft. Die Frage bleibt: Wie macht er das, ohne dass sein Werk in sich zusammenfällt?
Solche Momente des Wunderns gibt es oft in der Aufführung „Terces“ von Johann Le Guillerm – dem mehrfach ausgezeichneten Star des zeitgenössischen Zirkus (Cirque Nouveau) aus Frankreich. Mit „Terces“ bringt er den dritten Teil eines Langzeitprojekts in die Manege – rückwärts gelesen lautet der Titel auf Englisch auch „secret“ (Geheimnis). Und geheimnisvoll ist vieles an diesem wundervollen Werk.
Johann Le Guillerm rollt rücklings auf leuchtenden Flaschen durch die Manege, lässt Stäbe über den Boden tanzen, selbstfahrende Räder durch das Zelt rollen. Er baut Türme aus Büchern oder Brettern, besteigt sie, ohne dass sie umfallen. Normale Objekte bekommen etwas Lebendiges, etwas Magisches fast. Immer wieder fragt man sich als Zuschauer: Was passiert als Nächstes? Die Manege wird zum Versuchslabor, Le Guillerm zum Konstrukteur und Künstler in Personalunion.
Was das alles zu bedeuten hat? „Jeder findet eine andere Interpretation“, sagt der Künstler. Was garantiert ist: Die Zuschauer erwartet ein Spektakel zum Staunen. Hinweis: Viele Shows fast ausverkauft.LIM