MÜNCHNER FREIHEIT

Darf’s ein Lichtlein mehr sein?

von Redaktion

Eins muss ich jetzt mal vorneweg klarstellen: Ich wohne nicht in der Nähe des Münchner Flughafens oder eines Hubschrauber-Landeplatzes. Trotzdem schaue ich seit Kurzem immer sicherheitshalber zum Himmel, wenn ich aus meiner Haustüre trete. Fliegt der Airbus da nicht gerade verdammt niedrig? Es wäre kein Wunder, wenn der jetzt bei mir runterkommen würde. In meiner Straße sieht es nämlich derzeit so aus, als hätte jemand eine komplette Landebahn-Befeuerung angeknipst. Vermutlich könnte man mein Viertel derzeit sogar vom Weltall aus finden. Denn der Nachbar an der nächsten Straßenecke leistet sich ein Weihnachtshaus. So bezeichnet man das heutzutage freundlich, wenn man eigentlich sagen will: Der Typ neigt zur Übertreibung bei seiner Weihnachtsbeleuchtung. Das gesamte Gebäude scheint eingewickelt in Lichterketten noch und nöcher, eine Projektion lässt überdimensionale Schneeflocken über die Fassade tanzen. Dazu funkeln mehrere XXL-Sterne im Garten und auf dem Garagendach steht ein blinkendes Plastik-Rentier. Als vor Kurzem die Ampel direkt daneben ausgefallen ist, hielten die meisten Autofahrer einfach immer dann an, wenn Rudis rote Nase gerade wieder aufleuchtete.

Irgendwie scheint in und um München ein wahres Wettrüsten um die effektvollste Weihnachtsbeleuchtung stattzufinden. Gefühlt wird es von Tag zu Tag, also eigentlich von Nacht zu Nacht, heller. Was waren das noch für Zeiten, als man einfach Schwippbögen ins Fenster stellte und zaghaft eine Lichterkette um die Tanne im Garten schlang? Oder man einen Nikolaus auf einer Strickleiter aus dem Fenster hängte. Obwohl – den fand ich ziemlich gruselig. Früher war mehr Lametta, jetzt sind’s mehr Lichterketten und Kitsch as Kitsch can. Getreu dem Motto: Darf’s noch ein Lichtlein mehr sein? Es soll Straßenzüge geben, da warnen nachtaktive Tiere ihre Kollegen panisch davor, ins Licht zu gehen.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich mag stimmungsvolle Beleuchtung durchaus. Es ist schön, wenn’s auf den Weihnachtsmärkten oder an großen Geschäftsgebäuden in diesen Tagen so leuchtet und glitzert. Ich liiiiebe den Leuchte-Dackel, der an der Sendlinger Straße aufgestellt worden ist. Zudem wächst durch diese Ausleuchtung mein Sicherheitsgefühl in der dunklen Jahreszeit. Vielleicht wäre das ja auch mal eine Idee für die Unterführungen bei den S-Bahnhöfen, vor allem an den Außenästen. Natürlich leben wir in einer toleranten Gesellschaft, in der jeder schmücken, leuchten und blinken darf, wie er mag. Aber muss man es denn gleich so übertreiben? Anderseits: Der Weihnachtsmann braucht eine sichere Landebahn für seinen Schlitten mit den Geschenken. Nicht, dass da noch ein Unfall passiert! Könnte mir bitte jemand ein paar Lichterschläuche aus dem Baumarkt mitbringen?