Zwei Opfer: Zoe Grossmann (l.) und Emma Keßler.
In diesem Haus sollte sich die Wohnung befinden.
Fabrizio S. floh erst nach Sizilien, wurde jetzt in Lausanne am Genfer See festgenommen. © privat, swiss-image.ch
Er betrog dutzende Mieter, floh vor der deutschen Polizei, dann vor der italienischen – vor der Schweizer Polizei konnte sich Fabrizio S. (35) aber nicht verstecken. Unsere Zeitung erfuhr: Der mutmaßliche Miet-Abzocker aus der Türkenstraße wurde in Lausanne (Kanton Waadt) verhaftet.
Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen den Mann seit März wegen Betrugs. Laut Sprecherin Verena Thomaseth wurde Fabrizio S. bereits am 2. September in der Stadt am Genfer See erwischt. Er wurde „durch die dortige Kantonspolizei festgenommen“, so Thomaseth auf Anfrage. Die Staatsanwaltschaft will ihn jetzt nach München bringen, um ihm den Prozess zu machen. Thomaseth: „Die Überstellung des Beschuldigten nach Deutschland wurde unmittelbar in Auftrag gegeben. Derzeit befindet sich der Beschuldigte in einem Schweizer Gefängnis in Auslieferungshaft.“
Fabrizio S. soll mindestens 150 000 Euro von 17 Opfern ergaunert haben. Er hatte Anfang des Jahres eine Wohnung in der Türkenstraße im Internet inseriert – obwohl sie nicht seine war. Wie er an die Schlüssel kam, ist unklar. Jedenfalls organisierte Fabrizio S. dutzende Besichtigungen, kam dabei im weißen Porsche und im feinen Anzug. Auch im Internet stellt er sich als Reicher dar, oft mit schönen Frauen. Dabei wohnte er in Wirklichkeit in einer kleinen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Schäftlarn und war als notorischer Betrüger bekannt: Das Landgericht Augsburg hatte ihn 2024 wegen Betrugs mit teuren Autos zu drei Jahren und drei Monaten verurteilt, auch mit Wiesn-Tischen soll er illegal gehandelt haben.
Wer die Wohnung wollte, musste vier Monatsmieten im Voraus überweisen – insgesamt 8200 Euro. Zum vereinbarten Termin am 1. März war Fabrizio S. verschwunden. Und die geprellten Mieter standen ohne Wohnung da. Die Münchner Studentin Zoe Grossmann war eine von ihnen. Sie berichtete unter Tränen von der Abzocke, auf TikTok ging das Video viral.
Nach zwei Monaten Flucht tauchte der Abzocker am 21. Mai auf Sizilien auf: Er wurde in der Hafenstadt Riposto am Fuße des Ätnas festgenommen. Seine Verbindung zur Insel: Er wurde 1990 dort in der Stadt Messina geboren. Die Staatsanwaltschaft München I hatte per internationalem Haftbefehl nach ihm gefahndet. Fabrizio S. kam in Catania in Auslieferungshaft.
Am 1. August sollten bayerische Polizisten ihn am dortigen Flughafen abholen. Doch Fabrizio S. tauchte nicht auf – die italienischen Behörden hatten seine Haft zuvor gegen Meldeauflage außer Vollzug gesetzt. Der Deutsch-Italiener nutzte die Gelegenheit und haute ab.
Die Münchner Ermittler suchten weiter mit europäischem Haftbefehl nach ihm – letztendlich mit Erfolg. Wie Fabrizio S. in die Schweiz gelangte, ist unklar. Wie man in Lausanne auf ihn kam, verriet die dortige Polizei auf Anfrage nicht.THOMAS GAUTIER