Todesdrohung gegen Staatsanwalt

von Redaktion

Rapper „Tatverdacht“ rastete bei Gerichtsprozess aus – Haftzuschlag

Ein Wachtmeister führt den Rapper zur Anklagebank – davor stand gestern extra eine Schutzwand. Staatsanwalt Richard Caja (Foto re.) sagte als Zeuge aus. © Sigi Jantz (2)

Es sind Worte, die selbst einen harten Ermittler nicht kaltlassen. „Irgendwann bin ich frei“, schrie Alper G. (31) durch den Gerichtssaal – und nahm Staatsanwalt Richard Caja ins Visier: „Du Hund. Ich bringe dich um.“ Kurz darauf mussten Wachtmeister einschreiten und fesselten Alper G. an Händen und Füßen, der seine Wut kaum zügeln konnte.

Die tumultartigen Szenen vom Oktober 2024 haben nun ein juristisches Nachspiel: Nach seiner Verurteilung zu sieben Jahren Knast wegen Betrugs musste der Rapper (bekannt unter dem Künstlernamen „Tatverdacht“) nun erneut vor Gericht: Diesmal ging es um Nötigung und Beleidigung. „Er hat sich hinreißen lassen aufgrund der emotional aufgeladenen Situation. Und hatte sich ungerecht behandelt gefühlt“, verlas G.s Verteidiger Ömer Sahinci ein Geständnis – diesmal ganz zahm.

Die Vorgeschichte: Die Staatsanwaltschaft hatte Alper G. voriges Jahr angeklagt, weil er Teil einer kriminellen Callcenter-Bande war, die auch Münchner Rentner abzockte. Per Telefon wird den Senioren etwa vorgelogen, deren Kinder hätten tödliche Unfälle verursacht, und die Senioren müssten die Kaution bezahlen – 50 000 Euro in bar an einen Ermittler, der das Geld persönlich abhole. Natürlich eine dreiste Lüge – als Schockanruf ist die Masche bekannt geworden.

„Der Angeklagte war als Logistiker in der Bande tätig gewesen“, erklärte Caja – Alper G. hatte einen Geldabholer angeleitet. Der musste im Oktober als Zeuge aussagen – und zitterte, weil Alper G. ihn vor Gericht von der Anklagebank aus mit geballten Fäusten bedrohte: „Pass gut auf, was du sagst, ich kenne deine Familie.“

Dennoch brachte Richard Caja den Rapper lange hinter Gitter – bei der Urteilsverkündung rastete Alper G. völlig aus. Er spuckte sogar nach dem Staatsanwalt und traf dessen Tisch. „Supereklig war das“, sagte Caja gestern – „die Drohungen habe ich ernst genommen.“

Für „Tatverdacht“ gab es dafür Haftzuschlag: Er wurde zu einer Gesamtstrafe von sieben Jahren und neun Monaten verurteilt. ANDREAS THIEME

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