Ein unterirdisches Angebot

von Redaktion

Lerchenau: 1000 Euro für gerade mal 35 Quadratmeter im Keller

Mehr ist nicht geboten: Küchenzeile, Bett, Tisch mit Stühlen – und ein Blick in den Lichtschacht. © Fotos: privat

Ein „möblierter Einzimmer-Keller“ – so wird die Wohnung im Münchner Norden beworben. Es handelt sich um 35 Quadratmeter in der Lerchenau: ein Raum mit Bett, Couch, Kommoden, Schränken, Tisch und separater Einbauküche. Der Blick aus den Fenstern fällt auf die Betonwände eines Lüftungsschachts. Später nennt die Anzeige das Angebot ein „wundervolles Kellerapartment“. Der Preis: 1000 Euro warm im Monat.

Dieses unterirdische Inserat stammt von der Internetplattform „WG-Gesucht“ – Utku Celayir (38) ist darauf gestoßen. Er sucht nach einer Eigenbedarfskündigung seit Monaten eine Wohnung. „Ich dachte, das kann nicht wahr sein“, sagt er. Hier werde versucht, die „Notlage mancher Mieter“ auszunutzen, findet er. Es zeige die Probleme auf dem Münchner Wohnungsmarkt – und wie hart er ist, wenn man eine neue Bleibe braucht.

Die Knappheit an Angeboten treibt die Preise immer weiter in die Höhe. Inserate wie das beschriebene verdeutlichen die angespannte Situation, sagt Monika Schmid-Balzert, stellvertretende Geschäftsführerin des Mietervereins. Ihrer Erfahrung nach fänden selbst solche Angebote Mieter und seien sogar begehrt: „Das zeigt den Wahnsinn des Münchner Wohnungsmarktes.“ Damit Keller überhaupt vermietet werden dürfen, müssen sie bestimmte Anforderungen erfüllen – etwa bezüglich der Raumhöhe. Ob das bei diesem Inserat der Fall ist, bleibt unklar. Der Vermieter reagierte nicht auf eine Anfrage unserer Redaktion.

Die Annonce wirft auch ein Schlaglicht auf ein höchst umstrittenes Feld: die Vermietung möblierter Wohnungen. „Gerade in diesem Bereich werden extrem hohe Mieten verlangt“, so das Sozialreferat. Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2025 belegen das, basierend auf Angeboten von Immoscout24.

Der Quadratmeterpreis lag bei möblierten Wohnungen im Schnitt bei 28,31 Euro (Wiedervermietung). Zum Vergleich: Unmöblierte Wohnungen kosteten 21,59 Euro. Der Unterschied ist erheblich. „Möblierung wird häufig genutzt, um die Miete nach oben zu treiben“, verdeutlicht Schmid-Balzert vom Mieterverein.

Grundsätzlich gilt bei Vermietung mit Möbeln zwar auch die Mietpreisbremse – die laufe in diesem Segment „jedoch bislang weitgehend ins Leere“, kritisiert OB Dieter Reiter (SPD). So formulierte er es im Juli in einem Schreiben an Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD), in dem er Lösungen forderte. Dazu zählt, einen Möbelzuschlag gesetzlich verbindlich zu regeln. Das ist bislang nicht der Fall – weshalb es für viele Mieter quasi unmöglich ist, eine Obergrenze gemäß Preisbremse bei möblierter Vermietung festzustellen. Gleichzeitig hätten solche Angebote in München „stark zugenommen“, so Reiter.JULIAN LIMMER

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