Die Fahrt mit der Glitzertram

von Redaktion

Für viele Münchner ist die stimmungsvolle Runde mit der Weihnachtsstraßenbahn eine Adventstradition

Die Christkindltram startet an der Wendeschleife am Sendlinger Tor. Am Steuer: der MVG-Santa-Claus Helmut Kellnhofer.

Vorweihnachtliche Tradition: Norbert Gutzeit und seine Familie freuen sich über die Fahrt mit der liebevoll geschmückten Christkindltram.

Hereinspaziert: Die Fahrgäste werden von einem Schaffner in Orginalmontur, wie sie vor 100 Jahren getragen wurde, begrüßt. © Martin Hangen (5)

Die kleine Mathilda (2) blickt aus dem Fenster, die Augen weit geöffnet. Draußen ziehen die Lichter der Stadt vorbei. Über dem Kopf der Kleinen baumeln Tannengirlanden, rote Sterne, Christbaumkugeln. Aus den Boxen schallen Weihnachtslieder. Das wohl Schönste für sie: „Der Nikolaus fährt die Christkindltram“, sagt sie. Sie meint den Mann mit dem weißen Rauschebart und der Weihnachtsmann-Mütze, der die Tram durch das vorweihnachtliche München steuert.

Seit vergangener Woche rollt die Christkindltram wieder durch die Stadt. Die vorweihnachtlichen Sonderfahrten mit der geschmückten Bahn sind zurück, die die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bereits seit 1994 anbietet. Für viele sind sie zu einer Tradition geworden – wie für Norbert Gutzeit (68), den Opa von Mathilda: „Alles ist mit so viel Liebe geschmückt.“ Vor allem für Kinder sei die Fahrt etwas ganz Besonderes: „Sie sehen die Stadt, die Beleuchtungen, die weihnachtliche Atmosphäre von einer anderen Perspektive aus“, sagt er. So sei er schon mit seiner eigenen Tochter mitgefahren, als sie noch klein war – und jetzt wieder mit seiner Enkelin. Eine echte Familientradition eben.

Sie sicherten sich deshalb gleich einen Platz für die allererste Fahrt der Saison am vergangenen Freitag – wie rund 45 weitere Fahrgäste. Viele stehen bereits an den Gleisen, als die Tram kurz nach 15 Uhr erstmals heuer an der Wendeschleife am Sendlinger Tor einrollt – mit Schleifen geschmückt und einer tannengrünen Folie überzogen, auf der Christbäume und Kugeln zu sehen sind.

Am Gleis wartet auch ein groß gewachsener Mann mit spitzem Schnurrbart in einer blauen Doppelreiher-Uniform und Kontrolleursmütze auf dem Kopf. Er begutachtet die Tickets der Gäste – und das in einer Original-Montur, wie sie Straßenbahn-Schaffner in München vor rund 100 Jahren trugen. Für das besondere Erlebnis: „Für viele Münchner eine Kultsache, dass man mit der Christkindltram eine Runde durch die Stadt dreht“, sagt er.

Drinnen in der Tram stehen bereits große Thermoskannen voller Glühwein und Punsch bereit, Mitarbeiter der MVG verteilen Zuckerstangen. Einige Fahrgäste prosten sich mit den blauen Tassen zu – wie Ilka Gärtner (56) und Pavan Sharma (59) aus Hannover. Die beiden Touristen sind zufällig an der Haltestelle vorbeigelaufen, sicherten sich noch ein Ticket – und sind begeistert: „Das ist wie Weihnachtsmarkt, nur dass man mit dem Glühwein noch gemütlich durch die Innenstadt fahren kann“, sagt sie. Besinnliches Sightseeing also.

Und ganz vorne sitzt am Fahrersitz der Straßenbahn Helmut Kellnhofer, rote Zipfelmütze, dunkelblaue Krawatte, weißer Rauschebart, dessen Spitzen über der Lippe fein säuberlich aufgezwirbelt sind. Der Tram-Nikolaus – oder wie er selbst sagt: der „Santa Claus“ der MVG. Seit zwei Jahren lenkt er die Christkindltram – für ihn fast etwas Meditatives. „Man ist mittendrin im Geschehen, sieht durch das Fenster die Hektik des Advents – und kann selbst die Ruhe in der Tram genießen.“JULIAN LIMMER

So fahren Sie mit

Ein Ticket für Erwachsene kostet fünf Euro, für Kinder ab sechs Jahren drei Euro, die Kleinsten fahren umsonst mit. Tickets können mittwochs ab 14 Uhr online (www.mvg.de/news/christkindltram.html) für das folgende Wochenende reserviert werden. Restkontingent an der Sonderhaltestelle „Sendlinger Tor“ in der Brunnenschleife. Abfahrten: Fr: 15.30 – 19.15 Uhr, Sa und So: 11 – 19.15 Uhr (alle 45 Minuten).

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