Graffiti-Derby an Villen-Mauer

von Redaktion

Schwabing: Bayern- und Löwenfans sprühen im Wechsel

Ein stetes Hin und Her: Eine Auswahl der Graffitis auf der Mauer in Schwabing. © Polizei

Der bisher letzte Streich: Die FCB-Fans gehen mit diesem Werk 6:5 in Führung. © Gautier

Allianz Arena? Grünwalder Stadion? Nix da – das Stadt-Derby steigt in Schwabing!

Seit Juni liefern sich Fans des FC Bayern (Erste Bundesliga) und des TSV 1860 (Dritte Liga) einen erbitterten Schlagabtausch an einer 20 Meter langen Mauer am Luitpoldpark. Sie gehört zum Gelände einer abbruchreifen Villa in der Borschtallee. Ganze 13 Mal wurde die Fläche laut Polizei seitdem beschmiert. Mal von Bayern-Fans, mal von Sechzgern. Ein Graffiti-Derby, das sich allerdings auch in vielen anderen Stadtteilen aktuell so zuträgt. Egal, ob an Hausmauern oder Stromkästen. Der (Extrem-)Fall in Schwabing steht sozusagen Pars pro Toto.

Am 11. Juni geht‘s los. Da sprühen Löwen-Fans die Tags „TSV 1860“ brettlbreit über die gesamte Mauer. 1:0 für Sechzig! Die Bayern schlagen zurück: Am 17. Juni übermalen sie die Löwen-Schmierereien mit einem riesigen „Schickeria“ – der Name einer Ultra-Gruppierung. Ausgleich!

Doch die Sechzger legen nach: Am 15. August ist die Wand Blau-Weiß statt Rot-Weiß: „Sechzig“ steht jetzt an der Mauer. 2:1 für die Löwen! Die Führung ist nur von kurzer Dauer: Keine zwei Wochen später kommt die „Südkurve“ der Bayern zu ihrem Recht – 2:2.

Dann geht‘s Schlag auf Schlag: Noch am selben Tag übermalen Sechzger das Graffito mit „1860 – Münchens Jugend“, 3:2 für die Blauen. Doch der Jubel ist kurz…

Am 28. August schmieren Bayern-Anhänger eine „vorbereitende Grundierung“, heißt es von der Polizei. Die Wand ist plötzlich weiß. Eine Art Halbzeitpause, die fast einen Monat dauert.

Wiederanpfiff zum fanatischen Fan-Derby am 22. September – die „Schickeria“ meldet sich mit einem XXL-Spiel-, Verzeihung: Schriftzug, zurück. 3:3! Am 3. Oktober wird die Wand wieder mit Weiß grundiert, am 7. Oktober erscheint der Slogan „FCB“ – die Bayern liegen erstmals vorn mit 4:3!

14 Tage brauchen die Löwen, um sich vom Schock zu erholen: Am 22. Oktober erzielen sie mit einem riesigen „1860“ das 4:4. Nicht besonders originell, aber manchmal reicht das zum Erfolg. Am 26. Oktober antwortet der Rekordmeister prompt mit einem humorlosen „FCB“ zum 5:4.

Dann die dramatische Schlussphase: Am 11. November gleichen die Löwen mit „TSV“ aus – 5:5, doch nur vier Tage später gehen die Bayern wieder in Führung. Allerdings: Bei dieser Aktion verlieren die Bayern-Fans gleich zwei Team-Kollegen (19, 20): Eine Zuschauerin hat sie gesichtet und die Polizei gerufen. Die schnappt die jungen Männer im angrenzenden Park (wir berichteten).

Seitdem ist nix mehr passiert, das FCB-Logo ist noch da – seit knapp drei Wochen. Schlagen die Löwen brüllend zurück? Aktuell steht es 6:5 für den FC Bayern…THOMAS GAUTIER

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