Erheben Vorwürfe: Ömer Sahinci (li.) und Adam Ahmed.
Mit einem Kungfu-Tritt soll Rafal P. (31) einen Obdachlosen im Alten Botanischen Garten getötet haben – wegen Mordes muss sich der Pole aktuell am Landgericht München I verantworten. Im Rahmen dieses Prozesses gibt es nun Wirbel um US-Präsident Donald Trump – weil der Richter Bezug auf ihn genommen haben soll.
Richter Markus Koppenleitner hatte mit einer Äußerung für Verwirrung gesorgt, die auf den US-Präsidenten Donald Trump zurückgeht und international als klar rassistisch und menschenfeindlich eingestuft wird. Trump hatte in Bezug auf Somalier geäußert: „Wir werden in die falsche Richtung gehen, wenn wir weiterhin Müll in unser Land aufnehmen.“
Als am Landgericht ein somalischer Zeuge aussagte, soll der Richter im Beisein des Zeugen gesagt haben: „Ich kann die Aussage von Trump mittlerweile echt nachvollziehen.“ Das wirft ihm Rafal P.‘s Verteidiger Adam Ahmed vor – und stellte einen Befangenheitsantrag. „Ich bin entsetzt über diese Äußerung“, sagt Ahmed unserer Zeitung.
Das Landgericht bestätigt den Vorfall. „Der Vorsitzende Richter Markus Koppenleitner drückte seinen Unmut über die aus seiner Sicht nicht nachvollziehbaren Angaben des Zeugen und die Schwierigkeiten bei der Übersetzung aus“, erklärt Sprecher Laurent Lafleur.
Nachdem der Zeuge zum wiederholten Mal eine kurze Frage nicht beantwortet habe, will der Richter – nach seiner Erinnerung – gesagt haben: „Mein Gott, wenn ich mir das anhöre, kann ich manchmal schon Äußerungen von Herrn Trump verstehen, wenn sich dieser zu kulturellen Unterschieden und Schwierigkeiten deswegen äußert“.
Strafverteidiger Ahmed sowie sein Kollege Ömer Sahinci bestreiten dagegen, dass die Äußerung so gefallen war – und beharren auf ihrem Rassismus-Vorwurf. Laut Gerichtssprecher Lafleur habe der Richter am Donnerstag während der Verhandlung sein Bedauern über seine Äußerung ausgedrückt und erklärt, dass ihm die Aussage leidtue. Er muss sich auch noch schriftlich äußern.
Der Mordprozess wurde trotz des Streits fortgesetzt. Das Urteil soll am 16. Dezember fallen. Rafal P. droht lebenslange Haft. ANDREAS THIEME