Isarkindl geht den Bach runter

von Redaktion

Zu hohe Kosten – Beliebte und innovative Brauerei wirft das Handtuch

Das bunte Etikett ist jetzt Brau-Geschichte.

Der Abschieds-Post der Brauer auf Instagram.

Mit diesem Bier-Truck fuhr Isarkindl jahrelang Veranstaltungen an. © Isarkindl, imago

Ein paar Paletten sind noch da: Rainer Pieknik (l.) und Simon Klur brauten Märzen und Helles. Jetzt sagen sie Servus.

Sie wollten „frischen Wind in die bayerische Bierkultur“ bringen – jetzt ist bei Isarkindl die Luft raus. Auf Instagram kündigten die Chefs Simon Klur (35) und Rainer Pieknik am Wochenende an, die Produktion einzustellen. Man habe sich „nach langem Überlegen, vielem Hin und Her und unzähligen schlaflosen Nächten“ dazu entschlossen.

Isarkindl geht also nach elf Jahren den Bach runter! 2016 hatte der Brauerei-Student Simon Klur die Marke mit einem Freund in Freising gegründet. Anfangs ging’s schnell bergauf: „Alles schien sich eine Zeitlang um Bier, neue innovative Brauprojekte und ja, auch ein kleines bisschen um uns zu drehen“, heißt es auf Instagram. Die Jung-Brauer besorgten sich einen Bier-Truck. Sie fuhren damit zu Veranstaltungen und gründeten sogar eine eigene Kneipe – das Sammamera in Freising.

Die Klein-Brauer hatten bis zuletzt kein eigenes Sudhaus, sondern ließen ihr Helles und ihr Märzen beim Eittinger Fischerbräu brauen – der sogenannte Lohnbrau. In der Corona-Zeit erlebte Isarkindl plötzlich seinen Höhepunkt: „Nie wieder haben wir so viel Bier verkauft“, sagt Klur. „Die Leute haben unser Bier gehortet wie Klopapier.“ 2021 hatte Isarkindl laut Klur eine Jahresproduktion von mehr als 1000 Hektolitern – also umgerechnet 200 000 Halbe. Aber: „Ab da ging es runter.“

Zuletzt seien die Kosten „für Herstellung, Transport, Lagerung, Leergut“ immer höher geworden, so die Chefs. Da sei Isarkindl nicht die einzige Brauerei, meint Klur: „Es geht ja der gesamten Bierbranche gerade nicht gut. Die Leute schauen aufs Geld, Produktion und Logistik kosten mehr, und das Interesse an Bier ist generell gesunken.“ Die Folge: das jähe Aus. Dabei hatte Isarkindl erst im November ein neues Bier („Wildhopfen Lager“) auf den Markt gebracht.

Die Nachricht sorgte für einen regelrechten Schock in der Szene. Die Brauerei Weihenstephan schrieb beispielsweise: „Ihr wart eine Bereicherung für die Bierwelt“. Und die Kollegen der Münchner Klein-Brauerei Tilmans kommentierten den Post mit einem traurigen Emoji-Gesicht.

Klur und Pieknik werden ihr Herzensprojekt in nächster Zeit abwickeln und die letzten Flaschen Bier verkaufen – „ein paar Paletten“ seien noch da, sagt Klur. Danach steigt er aus dem Unternehmen aus. Übrig bleibt dann nur sein Kompagnon Rainer Pieknik. Er will das Sammamera weiterführen und Veranstaltungen mit dem ehemaligen Bier-Truck anfahren. Übrigens: Was Simon Klur in Zukunft macht, kann er derzeit nicht sagen. Sicher ist nur eins: Ein zweites Mal wird er es nicht probieren, mit einer eigenen Brauerei. „Der Bierdampfer“, sagt er, „ist abgefahren.“THOMAS GAUTIER

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