Gefahr statt Gaudi

von Redaktion

„Da ist mehr als die Hand weg“ – LKA testet verbotene Böller

Laut und gefährlich: Ein nur auf dem Schwarzmarkt erhältlicher Feuerwerkskörper vom Fabrikat Cobra 8.

Kriminalhauptkommissar Peter Hecht zündet als Demonstration legale und illegale Feuerwerkskörper. © Michaela Stache (4)

Wuumms! Der Silvesterböller, den Peter Hecht in einen Rotkohl gesteckt hat, explodiert krachend. Hecht, Sachgebietsleiter Waffen und Sprengstoff beim Landeskriminalamt (LKA), zeigt das Gemüse herum: Ein riesiges Loch klafft darin. „Wenn das jetzt die eigene Hand gewesen wäre …“

Dabei kam bei der Live-Vorführung des LKA zunächst nur ein normaler Feuerwerkskörper der Klasse 2 zum Einsatz, wie er bei uns im Handel ab 18 Jahren erlaubt ist. Wovor die Beamten warnen, sind illegale Böller aus Polen, Tschechien und anderen EU-Ländern. Bei unseren Nachbarn sind sie legal zu kaufen – und werden viel zu oft als Knallkörper der Kategorie 3 und 4 nach Deutschland importiert. Dabei sind sie genehmigungspflichtiges Profi-Feuerwerk. 800 Kilogramm verbotene Pyrotechnik beschlagnahmte die Bundespolizei 2024 nahe der Grenze in Waidhaus.

Profi-Böller sind für Laien gefährlich, das zeigen weitere Sprengungen. Etwa die eines „Cobra“-Böllers. „Die sehen harmlos aus, haben aber eine viel höhere Sprengkraft als das deutsche Pendant“, warnt eine LKA-Expertin. „Außerdem weiß man nie, wie die Dinger zusammengesetzt sind. Das macht sie unberechenbar.“ Es kracht hörbar lauter als vorhin – und vom Kohl ist nichts mehr da. Rote Fetzen färben Gras und Gebüsch. Eine italienische „Cipolla“ zerteilt eine Bierbank, ein „Cobra 8“ reißt einen Krater in den Boden. Unerträglich laut ist ein „No. 1“-Böller: Die Fensterscheibe einer nahen Hütte zerspringt, dicker Qualm liegt über dem Testgelände. „Dieser Böller war mit Gips unterlegt“, erklärt die LKA-Frau, „das erhöht den Druck.“

Sprengstoff-Experte Hecht erklärt: „In normalen Böllern der Klasse 2 aus dem Supermarkt dürfen höchstens drei Gramm Schwarzpulver sein. In Böllern aus dem EU-Ausland befindet sich dagegen bis zu 100 Gramm Blitzknallsatz aus Magnesium und Schwefel. Wenn dann noch die Zündschnur kurz ist, kann schnell mehr weg sein als die Hand.“

Leider sei es verlockend, in Tschechien Klasse-3- und -4-Feuerwerkskörper zu kaufen, sagen die Beamten. Grund: die niedrigen Preise. „Um die zwölf Euro kostet ein Cobra 8. Der Kauf ist aber keine Ordnungswidrigkeit, sondern ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Darauf stehen Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.“

Davor schützt übrigens auch das Internet nicht. Denn wie die Polizei erklärt, röntgen die Verteilerzentren alle verdächtigen Pakete aus den einschlägigen Ländern.ISABEL WINKLBAUER

Artikel 3 von 10