MÜNCHNER FREIHEIT

Next Christmas

von Redaktion

Dann hätten wir das auch wieder geschafft! 27. Dezember! Das Christkind ist in einen ausgedehnten Sommerurlaub abgezischt, nach nur einem Tag Arbeit (solche Arbeitszeiten hätte man auch gern mal). Der Christbaum bereitet sich auf seine Zukunft als Brennholz vor und nadelt drauflos, als wolle er an Neujahr die gleiche Frisur haben wie Vincent Kompany. Und der Mensch freut sich, weil es jetzt genau so wird, wie es vor Weihnachten hätte sein sollen: ruhig und besinnlich nämlich, mit ausgiebig Zeit für seine Liebsten, die eben nicht immer der eigenen Familie angehören.

Für manche ist der 27. Dezember ein vorgezogener Neujahrstag. Man fasst Vorsätze fürs nächste Jahr. „Next Christmas“ muss besser werden als „Last Christmas“, nicht nur in musikalischer Hinsicht. Denn einer der meistgehörten Weihnachtshits war auch dieses Jahr wieder das berühmte Klagelied: „Nächstes Jahr fangen wir früher an.“

Aber Vorsicht mit diesem Vorsatz! Das geht nämlich nicht immer gut. Meine Freundin Theresia zum Beispiel hat im vergangenen Winter den Ski-Langlauf für sich entdeckt. Es begann mit einem Nachmittag in der Jachenau. Ein Versuch im Schnee sollte es sein, mehr nicht. Dabei schüttete Theresias Körper dann allerdings so viele Glückshormone aus, dass der Ausflug gleich am Wochenende darauf wiederholt werden musste. Und am nächsten Wochenende noch einmal. Gegen Ende des Winters leistete sie sich eine eigene Ausrüstung.

Allerdings, vorsichtig formuliert, war bei Theresia in der Haltungsnote durchaus noch Luft nach oben. Und deshalb ging Theresias Mann in einem heimlichen Moment noch einmal in das Sportgeschäft und erwarb einen Gutschein für ein individuelles Langlauftraining. Er war unglaublich stolz, schon im Februar das erste Weihnachtsgeschenk gekauft zu haben. Es heißt, es habe den ganzen Sommer über gegrinst.

Dann aber kam der Oktober – und damit eine unbedachte Bewegung auf einer Treppe, bei der sich Theresia das Knie verdrehte. Der Orthopäde riet zur Operation. Theresia, durch und durch eine vorbildliche Arbeitnehmerin, wählte einen OP-Termin Mitte Dezember. Urplötzlich grinste Theresias Mann nicht mehr. Wer Mitte Dezember am Knie operiert wird, muss schon auf einen sehr langen Winter hoffen, um noch zum Langlaufen zu kommen. Der Dezember von Theresias Mann, so hört man, wurde stressig wie eh und je. Allerdings behauptet er jetzt, für Weihnachten 2027 sei er gewappnet. Da werde es dann ein Geschenk geben, das er schon 22 Monate zuvor gekauft habe. Weltrekord im Vorausdenken, gewissermaßen. Man kann nur hoffen, dass es im Winter 26/27 immer noch Schnee gibt – und dass Theresia im Jahr 2026 möglichst wenig Treppen steigen muss.

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