Wildwest an der Welle

von Redaktion

Ärger mit Stadt: Eisbach-Surfer basteln auf eigene Faust

Unbekannte haben die Welle wiederhergestellt.

Trotz Verbot: Ein Surfer springt mit seinem Brett am 26. Dezember in den Eisbach, wo die Welle wieder rauscht. © Kneffel/dpa (2), Schlaf

Sie ist wieder da: An den Feiertagen ritten Surfer wieder die weltberühmte Welle am Eisbach. Unbekannte hatten offenbar Bretter ins Wasser gelegt und so eine provisorische Welle erzeugt. Ein Grund zum Feiern für die Surfer – wenn da nicht der Ärger über die Verwaltung wäre. Sie werfen der Stadt vor, sie wolle die Welle eigentlich gar nicht zurück! Und verhindere einen Neustart durch „unerfüllbare Auflagen“.

Auch am zweiten Weihnachtsfeiertag war eine Handvoll Surfer dort, obwohl die Welle Marke Eigenbau nicht abgenommen ist. Dort ist laut Warnschildern „Surfen verboten“, den Wellenreitern war‘s freilich wurscht. Wildwest am Eisbach!

Dabei sollte alles besser werden: Die Welle war Ende Oktober verschwunden, nachdem das Baureferat das Bachbett von Unrat und Sedimenten befreit hatte (wir berichteten). Die Eisbachsurfer wollten jetzt mit der Stadt einen Versuch starten. Der Plan: Bretter ins Wasser legen und warten, bis sich Kies ansammelt. Die Hoffnung: Am Ende baut sich die Welle so wieder auf. Die Surfer hatten dafür einen Antrag gestellt – doch es geschah nichts. Noch am 23. Dezember sagte eine Sprecherin des Umweltreferats auf Anfrage, die Unterlagen seien unvollständig.

Über die Weihnachtsfeiertage zogen die Surfer den Antrag plötzlich zurück. In einer Mitteilung des Vereins Surf Club München hieß es: „Die Verwaltung will das Surfen am Eisbach nicht regulieren, sondern verhindern.“ Die Surfer kritisierten eine Auflagenpraxis, „die faktisch auf Verhinderung angelegt ist“. Die Verwaltung habe den Versuch „mit Anforderungen überzogen, die selbst für dauerhafte Großinfrastrukturprojekte ungewöhnlich wären“. Deshalb breche man den Versuch jetzt ab.

Die Surfer schimpfen weiter: Die Stadt nutze Sicherheit „als pauschales Totschlagargument, um jede Form von regulierter Nutzung auszuschließen“. So habe sie laut Interessensgemeinschanft Surfwelle München (IGSM) einen Nachweis für die Standsicherheit der Eisbachbücke gefordert, dazu sollten die Surfer ein Surfverbot während des Versuchs durchsetzen, an 24 Stunden erreichbar sein und die Haftung übernehmen. „Weder die IGSM noch der Surfclub München e.V. können oder wollen diese Forderungen erfüllen.“ Fazit der Surfgemeinde: „Die Verwaltung will das Surfen am Eisbach nicht regulieren, sondern verhindern.“

Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) versuchte auf Anfrage, die Wogen zu glätten: „Mir ist das große öffentliche Interesse an diesem Thema bewusst, ebenso die Bedeutung der Eisbachwelle für viele Surferinnen und Surfer sowie für die Stadt insgesamt. Ich war damals selbst stark an der Umsetzung der Welle beteiligt und freue mich sehr, dass die Welle wieder läuft. All die Jahre stand ich im guten Kontakt mit den Surfern – und wir haben immer darauf geachtet umzusetzen, was ihnen wichtig ist. Das werden wir jetzt auch wieder gemeinsam tun und aufklären, woran es lag und was wir verbessern können.“

Ob das Surfen auf der neuen Welle verboten ist, will Dietl prüfen lassen. THOMAS GAUTIER

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