Koalitionsaussage der Freien Wähler

Aiwangers Dilemma

von Redaktion

Zwei strategische Sorgen plagen die Freien Wähler. Sie wollen eine frische, freche, mutig die CSU attackierende Kraft sein. Andererseits wollen sie nach bald zehn Jahren in der Landtagsopposition den Wählern eine Machtoption in Aussicht stellen. Beides ist verständlich, aber schwer kombinierbar. FW-Übervater Hubert Aiwanger probiert es mit einer Koalitionsaussage an die CSU. Er will sie erst brutalstmöglich unter 50 Prozent treiben, dann als Partner wieder in die Staatskanzlei wählen.

Ja, das ist jener Aiwanger, der 2013 im Bündnis mit SPD und Grünen die CSU zu stürzen versuchte, der sich mit Ude beim trauten Ferkelstreicheln fotografieren ließ. Er hat dazugelernt, trotzdem steckt seine 2018er-Strategie voller Risiken, selbst wenn die Basis sie mitträgt. Der Ansatz, die Freien Wähler als ehrlichere, sauberere CSU zu präsentieren, wurde ihm von mehreren seiner eigenen Abgeordneten zerschossen: interne Querelen, ein Trunkenheitsfahrer, ein Betrüger, der sich unanständig an sein Mandat klammert – die Freien Wähler sind moralisch leider keine eigene Kategorie im Parlament. Inhaltlich haben sie noch immer zu wenig Profil, zu wenig Alleinstellungsmerkmale, um sich von der in Sachfragen bemerkenswert dehnbaren CSU abzugrenzen.

Helfen könnte Aiwanger nur, falls 2018 allgemeines Murren über Kapriolen der CSU einsetzen würde. Selbst hier bliebe die Gefahr, von Seehofer (oder dann eher Söder) in Koalitionsrunden verfrühstückt zu werden. Wie die FDP 2008, die in der Folge ganz aus dem Landtag flog.

Christian Deutschländer

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