Studie: Zu wenig Digitalisierung an Schulen

Maß halten

von Redaktion

Es gibt da diese Geschichte, die in Lehrerkreisen kursiert. Vom jungen, optimistischen Referendar, der seinen Fünftklässlern im Sprachunterricht ein echt französisches Frühstück servierte. Damit die Wörter für Butter, Marmelade und Crêpes besser hängen bleiben. Was am Ende hängen blieb, waren vor allem Butter- und Marmelade-Flecken an der Klassenzimmerwand. Vielleicht auch ein paar Französisch-Vokabeln. Die Moral von der Geschicht: Mancher Ertrag lohnt den Aufwand nicht.

Das gilt auch für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Bei allem Enthusiasmus für das Neue ist Maß halten angesagt, was den Multimedia-Einsatz im Klassenzimmer angeht. Bunter und abwechslungsreicher ist nicht automatisch besser. Obwohl noch gar nicht klar ist, ob Schüler im digitalen Klassenzimmer wirklich mehr lernen, gibt der Staat viel Geld für Geräte und Programme aus, von denen viele nach ein paar Jahren bereits wieder veraltet sind. Oder nach ein paar Wochen defekt, wie viele Lehrer aus der Praxis berichten. Ein gutes Geschäft für die Hersteller.

Was Schüler viel dringender brauchen als mehr Medien im Unterricht, ist mehr Unterricht in Medienkompetenz. Immer wieder zeigen Studien, dass die vermeintlichen „digitalen Eingeborenen“ außerhalb der gewohnten sozialen Netzwerke erschreckend naiv im Netz unterwegs sind. Da ist die Schule gefragt: Den Wahrheitsgehalt einer Online-Nachricht bewerten zu können, ist wichtiger, als den Satz des Pythagoras im Videobeweis zu sehen.

Josef Ametsbichler

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