Das Wahl-Donnerwetter hat für die CSU noch gar nicht begonnen, da werden in München schon die Schirme aufgespannt. Innenminister Herrmann, Justizminister Bausback, Ministerpräsident Seehofer: Von einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz zur nächsten jagen die Granden der Partei, um zu verhindern, was nach Einschätzung der CSU-Landesleitung offensichtlich kaum mehr zu verhindern ist – ein Erdrutsch-Erfolg für die AfD am Sonntag. Und eine spätestens am Montag einsetzende Debatte über Wahlkampf-Fehler des CSU-Chefs.
Davon gab es genug: Seehofers Merkel-Zickzack zwischen „kreuzigt Sie“ und Hosianna, seine Show um den fabelhaften Freiherrn zu Guttenberg, die zeitweise vergessen ließ, wer der eigentliche CSU-Spitzenkandidat für Berlin ist (nämlich Herrmann), zuletzt sein verzweifelter Versuch, mit der – dem Innenminister aufgetragenen – Präsentation einer schillernden Vergewaltigungsbilanz die AfD auf den allerletzten Metern noch rechts zu überholen. Dabei schwebten die Bayern bis jetzt doch in der von der CSU verbreiteten wohligen Gewissheit, im sichersten Land der Erde leben zu dürfen! All das könnte in der Summe durchaus reichen, um eine muntere Nachfolgedebatte loszutreten. Jeder Prozentpunkt, der Seehofer am Wahlabend fehlt, dürfte Phantasien befeuern, ob Markus Söder nicht doch der bessere Mann wäre, um die CSU schon in die nahe Zukunft (und in die Landtagswahl in einem Jahr?) zu führen.
Wie sagte Seehofer doch gestern: „Goldrichtig“ sei seine Entscheidung gewesen, nach Monaten heftigsten Schwesternstreits um die Obergrenze in letzter Minute doch noch auf Schmusekurs zur Kanzlerin zu gehen. Übermorgen, wenn die Wahllokale geschlossen sind, wird man ihn in seiner Partei daran erinnern.
Georg Anastasiadis
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